Donnerstag, 10. Juli 2008

Letzte Tage in Bolivien

Eigentlich hat sich in den letzten 10 Tagen nichts sonderlich Spektakulaeres (vgl. letzter Beitrag) zugetragen. Wir waren dabei, unsere letzten Tage in Bolivien zu verbringen, die wollen wir kurz schildern:

Wir hatten vor, von Rurrenabaque, dem Ort der vielen Tierbeobachtungen, auf direktestem Wege (also NICHT ueber La Paz!) nach Santa Cruz, der Tieflandmetropole, zu gelangen. Das bedeutete eine lange und womoeglich anstrengende Busfahrt auf unasphaltierten Stassen auf uns nehmen zu muessen. Die ueber Trinidad fuehrende Strecke wird selten von Touristen frequentiert, da es am Weg kaum touristische Attraktionen zu besichtigen gibt. Eine "Reise off the beaten track", wie es im Travellerjargon so schoen heisst, stand uns also bevor und wir machten uns auf das Schlimmste gefasst. Und die Bolivianer taten alles um unsere Berfuerchtungen zu uebertreffen.
Zusammen mit drei anderen Touris fanden wir uns, so wie uns geheissen wurde, um Mitternacht an der oertlichen Busstation ein.
Kurz nach 1 Uhr bog tatsaechlich ein Bus, einer von der klapprigsten Sorte, um die Ecke und hielt an. Keiner der unfreundlichen Chauffeure machte Anstalten, nach neuen Fahrgaesten zu fragen. Im Gegenteil, es hatte fast den Anschein, als ob es ihnen zutiefst zuwider waere, noch Leute einsteigen zu lassen. Wir verstanden auch schnell warum: Der Bus war schon haltlos ueberfuellt, ein Grossteil der Fahrgaeste waren Kinder (Ferien, na klar!), die uns mit grossen Augen anstarrten. Man hat sogar schon kleine Klappstuehle in den Mittelgang gestellt, um zusaetzliche Sitzplaetze zu schaffen.
Ein uebler Geruch (eine Mischung aus Babykacke und Erbrochenem) schlug uns entgegen, als wir auf der Suche nach einem freien Sitzplatz vorsichtig ueber die Menschen, die kreuz und quer lagen, im Dunklen drueberstiegen. Nachdem noch ein paar Kinder mehr unter die Sitze zusammengeschoben wurden, gab´s dann doch die Moeglichkeit fuer uns sich zu setzen. Roli erwischte ueberhaupt den Schleudersitz in der letzten Reihe, direkt ueber den nichtvorhandenen Stossdaempfern. Da der Sitz nicht mehr gut verankert war, wurde er bei jeder Unebenheit, und von denen gab es auf den Schotterstrassen viele, in die Hoehe und nach vorne katapultiert.
Ich hingegen sass neben einem Vater mit seinem ca. 4-jaehrigen Sohn, der einen derart unruhigen Schlaf hatte, dass ich staendig irgendwelche Kinderaermchen oder -beine reingeboxt oder getreten bekam. Im angenehmsten Fall wurde ich von einer kleinen Kinderhand staendig betatscht....
An Schlafen war nicht zu denken!
Nach einer kurzen Fruehstueckspause ging die Fahrt weiter, die aber nach 15 Minuten wieder fuer eine gute Stunde unterbrochen wurde, da wir eine Reifenpanne hatten.
Tagsueber wurde es immer ungemuetlicher im Bus, immer heisser, staubiger, stickiger. Das Gefaehrt strotzte nur so vor Dreck, so auch die kindlichen Fahrgaeste.
Der Laermpegel war enorm: Der Bus selber, der krachend in die Schlagloecher raste, die Dauerbeschallung mit immer ein und der selben Musikkassette, das Kindergeplaerre und -geraunze und zu guterletzt das Papageiengekreische. Ja, richtig gelesen, eine Frau hatte ihren zahmen Papagei dabei, der natuerlich auch schon unrund wurde und seinen Unmut kund tat, indem er seiner Besitzerin laufend auf die Schulter schiss!
Von einer Mittagspause wurde, obwohl wir schon Hunger hatten und aufs Klo mussten, abgesehen, da die Herren Busfahrer anscheinend die verlorene Zeit gutmachen wollten. Auf mehrmaliges Nachfragen wurde uns versichert, dass es eh nicht mehr weit sei nach Trinidad. Wer´s glaubt wird selig!
Dann mussten wir noch drei Fluesse ueberqueren. Kein grosses Ding, wenn´s Bruecken gaebe, aber nachdem jaehrlich aufgrund der Regenzeit die Fluesse aus den Ufern treten, gibt´s die nicht. Alle Fahrzeuge werden auf einfachste Holzflosse verladen, die bringen sie dann ans andere Ufer. Bei Fluss Nummer Eins ging das noch gut. Bei Fluss Nummer Zwei war die Uferboeschung fuer unsere alte Klapperkiste zu steil, dass wir wieder zurueck aufs Floss rollten. Dann drifteten wir zur Seite und mussten alle aussteigen, denn nun war´s den Busfahrern recht, mal mittagzuessen in den angrenzenden "Tschumsen".
Also warteten wir sicher eine Stunde. Dann versuchte es unser "Busfloss" an einer anderen Uferstelle - nur an dieser Auffahrtsschneise hatte schon ein LKW angedockt. Der war aufgrund seiner Ueberladung aber mit der Hinterachse durchs Holz des Flosses gekracht und steckte fest. Es dauerte eine Zeit bis wir erkannten, dass unsere alte Buskiste versuchte den LKW abzuschleppen - bald darauf hoerten wir einen lauten Schnalzer. Zuererst dachten wir, die Abschleppkette sei gerissen. Doch dann lagen all unsere Chauffeure ploetzlich unter dem Bus - niemand sagte uns bescheid, was passiert war. Die Busfahrer waren schon stinksauer. Soviel konnten wir noch aus ihnen herausbekommen, dass die Reparatur Stunden dauern konnte. Wir vermuteten, dass die Antriebswelle abgerissen war.
Geistesgegenwaertig schnappten wir unsere mit einer dicken Staubschicht bedeckten Rucksaecke (Dreck war uns zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich egal) aus dem Gepaecksfach und versuchten wo anders mitfahren zu koennen, denn die Sonne stand schon sehr tief. Wir wollten so schnell als moeglich von diesem unseeligen Ort wegkommen! Binnen weniger Minuten sassen wir auf einer Kleinlasterladeflaeche. Dort hatten wir alle Muehe, uns bei dem Geholpere festzuhalten - doch endlich, welche Erleichterung, 12 km vor Trinidad gab´es ploetzlich eine Asphaltstrasse!
Nach 15 Stunden gelangten wir dort an unser Ziel. Urspruenglich wollten wir einen Tag in Trinidad verweilen und uns erholen, wir ueberlegten es uns aber anders, sodass wir ein paar Stunden spaeter erneut uber Nacht weiter nach Santa Cruz fuhren, diesmal in einem luxurioeseren Bus.

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Drei Tage blieben wir in Santa Cruz, das bereits gut ueber eine Million Einwohner zaehlt, und genossen alle Vorzuege einer modernen Stadt.
In unserem Hostel liess sich´s aushalten. Es hatte einen begruenten Innenhof mit Haengematten. Ausserdem konnten wir die hauseigenen zahmen Tucane bewundern.
Es war auch mit einer gut ausgestatteten Kueche versehen. Diese Gelegenheit nutzten wir, um uns seit langem wieder einmal Spaghetti a la "UrsiRoli" zu kochen. Dazu genossen wir eine Flasche argentinischen Wein - welch selten gewordene Gaumenfreuden!

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Ergaenzt wurde dieser gelungene Abend mit einem interessanten Fussbalspiel im Fernsehen: das Rueckspiel des Finales der Copa Libertadores stand auf dem Programm, das suedamerikanische Pendant unserer Championsleague. Die Partie fand im altehrwuerdigen Maracanã-Stadion, in Rio de Janeiro, statt. Es standen sich Fluminense Rio de Janeiro (Brasilien) und LDU Quito (Ecuador) gegenueber. Die 11 aus Rio musste an diesem Tag ein 2:4 aus dem Auswaertsspiel aufholen, was ihnen mit einem 3:1 Heimsieg auch tatsaechlich gelang. Da im Finale die Auswaertstorregel ausser Kraft gesetzt war, ging´s in die Verlaengerung, die torlos blieb. Die Entscheidung wurde dann im spannenden Elfmeterschiessen herbeigefuehrt, in welchem Quito die staerkeren Nerven hatte und als Sieger vom Platz ging. Das glich einer Sensation, war es doch der erste Copa Libertatores Erfolg einer Mannschaft aus Ecuador.
Wir besuchten auch den Zoo, wo wir noch den Jaguar, den wir ja in der Wildnis leider nicht beobachteten, das Guerteltier und das Faultier (in freier "Wildbahn"!) bewundern konnten.

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Wo es teure Boutiquen, schicke Restaurants, Bars und Cafes, teure Autos und taeglichen Verkehrsstau, moderne Buerogebaude, Diskoteheken, Freibaeder gibt, muss es auch begueterte Menschen geben, die all dies nutzen bzw. verursachen. Und tatsaechlich sahen wir in Santa Cruz einen ganz anderen Typus Bolivianer/Bolivianerin: Selbstbewusst, modernst gekleidet, in teuren Waegen, geschaeftig, mit Schmuck behangen, staendig das Handy am Ohr, in Cliquen spazierend und laut unterhaltend, rauchend,... Solche Leute hat man im Altiplano kaum gesehen. Es war also auch fuer uns ganz offensichtlich wahrzunehmen: Im Tiefland ist der Reichtum zuhause, hier wohnt die begueterte Klasse. Die aermeren HochlandbewohnerInnen verschlaegt´s teilweise auch hierher, um ihr Glueck zu versuchen und enden dann beim Verrichten niederer Dienste und beim Betteln!
Das Land ist in der Tat gespalten zwischen Hochland und Tiefland, es ist unuebersehbar! Ebensowenig wie die allerorts postierten Autonomiebestrebungsplakate! All diese Beobachtungen machten uns traurig und nachdenklich.

Nach Santa Cruz genehmigten wir uns noch drei erholsame Tage im drei Stunden entfernten "Luftkurort" Samaipata. Dort haette man zwar auch allerlei unternehmen koennen, wir beschlossen aber uns ganz der passiven Erholung und Entspannung zu widmen. So nuetzten wir die Ruhe, um unsere Buecher auszulesen und unseren zweimonatigen Bolivienaufenthalt zu reflektieren.
Das Land hat uns gefallen und beeindruckt, keine Frage. Obwohl in letzter Zeit immer mehr kritische Toene von uns angeschlagen wurden, bleiben doch die vielen positiven, schoenen Erlebnisse im Vordergrund.
Dieses Land hat einmalige Naturschoenheiten zu bieten. Unserer Meinung nach werden diese fuer den Tourismus viel zu unprofessionell vermarktet. Oft hatten wir den Eindruck, dass den BolivianerInnen gar nicht bewusst ist, welche Schaetze ihr Land birgt. Wuenschenswert ist es , dass sich in Zukunft ein verantwortungsvollerer Umgang mit Tourismus und Umwelt herrausbildet.
Wir vermuten auch, dass ein Grossteil der Unzulaenglichkeiten in der Unwissenheit der Menschen und im Mangel an Bildung begruendet liegt. Der Geisel der Menschheit!

Wieder in Santa Cruz bestiegen wir seit langem wieder einmal den Zug, der uns gute 600km weiter gen Osten, an die bolivianisch-brasilianische Grenze bringen sollte.
Die Fahrt ueber Nacht war im Vergleich zu den Busfahrten wirklich angenehm und sie fuehrte uns durch spaerlich bewohntes Pampagebiet. Immer wieder tauchten vor den Fenstern Gasfelder, der Ursprung des neu erworbenen Reichtums, auf. Daneben die riesigen Weideflaechen der Estancias.
Diese Weite des Landes machte sich noch eine besondere Bevoelkerungsgruppe zu Nutze, um ungestoert ihren Interessen nachzugehen: die Mennoniten, eine christliche Glaubengemeinschaft. Wir haben ein wenig ueber sie nachgelesen: Die Mennoniten sind Eigenerwerbsbauern und versuchen ein gottgefaelliges Leben zu fuehren, indem sie nur arbeiten, arbeiten und arbeiten und natuerlich beten. Froehlichkeit ist strikt untersagt, es herrscht eine patriachalische Gesellschaftsstruktur Die Frauen und Maedchen haben sehr unterdrueckt gewirkt, haben nie auch nur einmal gelaechelt. Allesamt sahen sie aus wie aus dem vorvorigen Jahrhundert, und genauso lebten sie auch. Die Maenner waren allesamt mit blauen Latzhosen und karierten Hemden bekleidet, die Frauen trugen hochzugeknoepfte knochellange Kleider und Haarkraenze, die oft von einem Kopftuch verborgen blieben. Viele, der urspruenglich aus Europa oder Nordamerika eingewanderten Mennonitenfrauen beherrschen scheinbar nicht die spanische Sprache und bei den seltenen Einkaeufen in der Stadt wird der Ehemann zum Sprechen vorgeschickt. Dieser geht natuerlich an der Spitze der Familie, dahinter die maennlichen Nachkommen und dann erst die Frauen. In mannchen Gemeinden wird uebrigens auch der Einsatz von Traktoren abgelehnt, da man damit auch spazieren fahren koennte und das waere ja nicht "gottgefaellig". Ziemlich exotisch dieses Leben und das mitten in der bolivianischen Pampa.

Sonntag, 29. Juni 2008

Zurueck in Bolivien - Von den Anden in den Dschungel

Die Rueckreise von Peru nach Bolivien verlief leider nicht ganz nach unseren Vorstellungen und so sind wir zum ersten mal beim Busfahren hier in Suedamerika so richtig reingelegt worden. Wir kauften ein Busticket Cama directo von Cusco nach La Paz von der Buscompany San Luis und stellten uns auf eine gemuetliche 13 stuendige Fahrt ein. Aus den geplanten 13 Stunden wurden im Endeffekt aber leider fast 20, Semicama, also ohne Sitz zum umlegen, und mit zweimaligen umsteigen in Puno und Copacabana. Beschweren zwecklos, entweder war der zustaendige Schalter gerade geschlossen oder man wurde ausgelacht und an die Touristenpolizei verwiesen. Irgendwie kamen wir dann aber trotzdem heil in La Paz an und quartierten uns wieder im gleichen Hostel ein, wie beim ersten Aufenthalt.
Dort trafen wir zu unserer Freude seit laengerem wieder einmal Oesterreicher, die Radreisenden Petra und Oliver aus Vorarlberg, die bereits seit ueber einem Jahr die Welt unsicher machen. Bei einem gemeinsamen Abendessen konnten wir viele Reisegeschichten austauschen. Ueberhaupt stand die letzte Zeit im Zeichen Oesterreichs, nur eine Woche spaeter lernten wir wieder 2 weltreisende Oesis aus Salzburg kennen und dann gab es da ja auch noch die Fussball-EM. Auch hier im fernen Bolivien konnten wir immer wieder einen Wirten auftreiben, der die EUROCOPA-Spiele auf die Leinwand brachte. Wir stimmten unsere Reiseplaene extra auf die Oesterreich-Spiele ab, umso groesser war dann die Enttaeuschung, als dann unsere Mannschaft wieder nicht den ersehnten Aufstieg ins Viertelfinale schaffte und im entscheidenden Spiel gerade gegen Deutschland nicht den erforderlichen Sieg herbeifuehren konnte! Da half alles Daumendruecken nichts und auch die mitgebrachten Oesterreich-Wimpel konnten daran nichts aendern.

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Um nocheinmal so richtig Hoehenluft zu schnuppern schnuerten wir im Anschluss an La Paz im kleinen Andendorf Sorata, herrlich auf 2.695m an der Gebirgskette Cordillera Real gelegen, nocheinmal unsere Wanderschuhe. Ein 3-Tages-Trek sollte uns zur Laguna Glaciar, auf die bisherige Rekordhoehe von 5.038m bringen. Diesmal mussten wir im Gegensatz zu Patagonien unsere Ausruestung nicht selber schleppen sondern organisierten uns ein Maultier plus Guide. Gemeinsam mit unserem Wanderfuehrer Teodoro und seinem 8-jaehrigem Sohn Reinor ging es also los. Zu unserer Verblueffung nahmen beide den Weg ohne Wanderschuhe in Angriff. Der Bub war ueberhaupt nur mit Sandalen aus alten Autoreifen bekleidet. Trotz der ueberaus bescheidenen Ausruestung waren sie uns aber sowohl konditionell als auch "klettertechnisch" weitaus ueberlegen und mussten immer wieder auf uns warten. Der erste Tag brachte uns auf eine Hoehe von 4.200m, wo wir an einer kleinen Lagune unser Zelt aufschlugen, am zweiten Tag erklommen wir dann den Rest und konnten uns trotz der Anstrengungen am traumhaften Panorama und dem Blick auf die 6000er Illampu und Ancohuma erfreuen. Der Abstieg war nicht weniger anstrengend und hundemuede erreichten wir nach 3 gluecklichen Tagen in den Bergen (wahrscheinlich fuer laengere Zeit die letzten) wieder Sorata.

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Im Anschluss an Sorata hatten wir schon laengere Zeit zuvor eine 5-Tages-Tour Richtung bolivianisches Tiefland gebucht. Dabei sollten die ersten beide Tage mit dem Mountainbike und 3 Tage mit dem Boot zurueckgelegt werden, um schlussendlich im Touristenzentrum Rurrenabaque (kurz "Rurre" genannt) in den bolivianischen Pampas anzukommen. Leider hatten wir aber die Rechnung wieder einmal ohne die oft sehr unzuverlaessigen bolivianischen Tourorganisatoren gemacht. Ganze 2 Tage vor Start bekamen wir ein lapidares email, in dem man uns mitteilte, dass die Tour leider gecancelt werden musste aufgrund Problemen mit den "Autoritaeten". Wer diese "Autoritaeten" wohl waren wollte man uns nicht mitteilen, man sagte uns nur, dass wir uns am naechsten Tag in La Paz in deren Buero einfinden sollten, um ueber Alternativen zu beraten. Die "Alternativen" schauten dann so aus, dass wir das ganze absagen konnten oder auf eine andere Tour umbuchen konnten, die aber pro Person um 300 Bolivianos billiger war. Als Ausgleich haette man uns 2 Uebernachtungen in einem miesen Hotel plus ein Abendessen, wie grosszuegig (!), geboten. Darauf stiegen wir natuerlich nicht ein und brachten all unsere Spanischkenntnisse auf, um unser Gegenueber davon zu ueberzeugen, dass 1. nicht wir die Tour abgesagt haben, 2. uns Kosten erwachsen sind durch eine zusaetzliche Busfahrt zurueck nach La Paz(immerhin 4h entfernt) und 3. die Alternativtour laut deren Internetseite eindeutig um 300 Bolivianos billiger waere, was durch 2 Uebernachtungen und 1 Abendessen keinesfalls gedeckt waere. Der Typ, bei dem wir urspruenglich gebucht hatten, war "leider" an diesem Tag nicht im Buero und so musste alles der Kollege abwickeln, der natuerlich von nichts wusste und fuer alles nichts dafuer konnte. Nach zaehen Verhandlungen hatten wir die Burschen soweit davon ueberzeugt, dass wir die Alternativtour antreten werden, wenn sie uns zumindest 200 Bolivianos pro Person zurueckzahlen. Auf dieses Angebot stiegen sie dann ein, nur wir sollten uns gedulden und man wuerde uns das Geld im Anschluss an die Tour in Rurrenabaque zurueckgeben. Das kam nicht in Frage und wir draengten auf einen sofortigen Ersatz. Soviel Geld waere nicht in der Kassa des Reisebueros (in Euro zirka 60,-!) und wir sollten am Abend wiederkommen. Unglaublich diese Unfaehigkeit, aber was solls, wir wollten unser Geld zurueck und liessen uns nicht abschuetteln. Um 20:30h war es dann endlich soweit und ein Bote mit einem Kuvert ueberbrachte uns tatsaechlich unser Geld und so konnten wir am naechsten Tag um 7:00h starten.
Dabei wurden wir gemeinsam mit anderen Touris zuerst von La Paz raus auf den La Cumbre Pass gebracht. Wir erreichten dort auf 4.640m den hoechsten Punkt der Strasse und auch unseren Startpunkt. Bei herrlichem, wolkenlosem Himmel wurden fuer uns die Mountainbikes startklar gemacht, um einige Stunden spaeter auf einer Seehoehe von nur 1.200m in der kleinen Ortschaft Yolosa anzukommen. Zirka 64km reine Downhillstrecke mit nur einem kleinen Bergaufstueck versehen. Diese Strecke hat auch den Beinamen "El Camino de la Muerte", die "Strasse des Todes" oder wird auch als "The Most Dangerous Road of the World" bezeichnet. Frueher waelzte sich auch der gesamte Schwerverkehr ueber diese Strecke und forderte fast taeglich Todesopfer, heute gibt es eine Umfahrungsstrasse und die Schotterpiste wird fast ausschliesslich von Touristengruppen mit den Fahrraedern befahren. Trotzdem muss man in jeder Kurve hochkonzentriert sein, bei einem Ausrutscher drohen steile Abhaenge bis zu 700m! Mit vielen Pausen zum Ausrasten und Fotografieren erreichten wir schlussendlich unseren Zielort und konnten uns dort am Buffet laben. Bereits am naechsten Tag stiegen wir wieder auf die Raeder und erkundeten mit einem Guide die Umgebung der Ortschaft Coroico, wir radelten dabei entlang wunderschoener tropischer Landschaft.

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Nach einigen weiteren Gruenden zum Aergern mit den Organisatoren, auf die ich hier aber nicht wieder im Detail eingehen moechte, wurden wir am naechsten Tag mit einem Allradfahrzeug 4 Stunden flussabwaerts an den Startpunkt unserer 3-Tages-Bootstour gebracht. Insgesamt waren wir nur 5 Touristen (1 Australierin, 2 Kanadier und wir) an Board des kleinen Bootes. Wir fuhren dabei vorbei an Goldgraebersiedlungen und tropischen Regenwald den Rio Bení entlang in Richtung Madidi-Nationalpark bzw. Rurrenabaque im bolivianischen Amazonastiefland. Uebernachtet haben wir dabei in Zelten an den Flussbaenken und tagsueber gab es die Gelegheit zu Dschungelwalks mit unserem Guide Ivan. An Tieren gab es dabei aber noch nicht allzuviel spannendes zu entdecken, ausser einer Horde Wildschweine, Blattschneiderameisen und Voegel.

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Wir waren dann recht froh, als wir in Rurre wiedermal in einem ordentlichen Zimmer mit weichem Bett schlafen konnten. Auch die Dusche mit heissem Wasser genossen wir so richtig.
Ganze 2 Tage goennten wir uns zum Erholen, bevor wir uns fuer die naechste Tour entschieden. Wir buchten eine 3-Tages-Tour in die als Pampas bezeichneten Flusslandschaft und Feuchtsteppe nahe Santa Rosa. Dort wurden wir auf verschiedenen Exkursionen zu Fuss, meistens jedoch per Boot durch unglaublichen Tierreichtum ueberrascht. Ein kleiner Auszug an Tieren, die wir dabei zu Gesicht zu bekamen: jede Menge Alligatoren, 1 Anaconda, rosarote Flussdelfine, 3 verschiedene Affenarten, Capybaras(=Wasserschweine), viele Schildkroeten, unzaehlige verschiedene Vogelarten,...
Am letzten Tag konnten wir uns beim Piranhafischen beweisen und Ursi hat dabei von unserer Gruppe die meisten dieser gefraessigen Fische an Land gezogen!
Die Tour hat sich echt gelohnt und es ist unglaublich faszinierend wie unterschiedlich doch dieses Land ist, Hochgebirge und Dschungel so knapp nebeneinander.
Heute Nacht steht uns wieder mal eine laengere Busfahrt bevor, 16 Stunden nach Trinidad, danach noch einmal 12 Stunden nach Santa Cruz. Von dort werden wir dann mit dem Zug die 640km lange Strecke an die brasilianische Grenze zuruecklegen. Mehr darueber beim naechsten Mal. Hasta luego!

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Montag, 9. Juni 2008

Perus Sueden - Auf den Spuren der Inkas

Um von Puno, am Titicacasee gelegen, nach Cusco, der ehemaligen Inkahauptstadt, zu gelangen, waehlten wir einen recht komfortablen Bus, der am Weg Halt bei verschiedenen (archaeologischen) Sehenswuerdigkeiten machte. So konnten wir zum Beispiel die Grabtuerme von Sillustani bewundern wie auch das prunkvolle Innere einer von aussen eher unscheinbar wirkenden Kirche. Aufgrund der ueppigen Fresken und des reichlich mit Gold verzierten hoelzernen Altars wird sie auch " Die sixtinische Kapelle Amerikas" bezeichnet.
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Am spaeten Nachmittag kamen wir im 3400m hoch gelegenen Cusco, das heute ca. 320.000 Einwohner zaehlt, an. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, die Sonne ging mittlerweile schon unter, wagten wir den ersten Spaziergang durch die beruehmte Altstadt, die zum UNESCO - Welkulturerbe gezaehlt wird. Was uns als erstes fast regelrecht umgehauen hat war die unglaubliche Menge an internationalen Touristen, die sich hier tummelte. Diese brauchen natuerlich Unterkuenfte, Restaurants und Souvenirlaeden - von allen dreien gab es in Huelle und Fuelle. Fuer jedes Geldboersel ist was dabei, fuer die dicken am allermeisten ;-)
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Ursi, Lama und Chola

Und dann die Gebaeude selbst: Der Plaza de Armas (= "Platz der Waffen", so heisst uebrigens fast jeder Hauptplatz einer suedamerikanischen Stadt) ist eine Wucht: Er ist gesaeumt von zwei maechtigen Kirchen mit prunkvollen Fassaden und kolonialen Buergerhaeusern, die mit kunstvoll geschnitzten Balkonen verziert sind. Diese naechtlich belaeuchtete Pracht und Herrlichkeit erdrueckte uns fast.
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UN-GLAUB-LICH mit welcher Praepotenz und Ignoranz sich die spanischen Konquistadoren erdreist haben saemtliche Anlagen der damals herrschenden Inka-Kultur niederzureissen und just an der selben Stelle ihre eigenen Tempeln der Macht - die Kirchen und Kathedralen - hinzupflanzen!
So blieb im Zentrum Cuscos an Inkaarchitektur kaum etwas erhalten. Einige Stellen gibt´s wo man die ausgekluegelte Steinbauweise - ein Granitblock fuegt sich ohne Zuhilfenahme von Moertel fugenlos an den anderen, noch bewundern kann. Besonders auffaellig ist dort der 12-eckige Stein!
Um die Stadt herum sind allerdings noch einige Ueberreste des Inkazeitalters vorhanden, so auch im etwas entfernteren sog. "Heiligen Tal". Die Staetten dort, allen voran Pisac und Ollantaytambo besuchten wir auch. Und obwohl uns viele versicherten, dass diese Orte im Vergleich zu Machu Pichu, DER Inka - Hauptsehenswurdigkeit, wenig darstellten, waren wir von den in die steilen Haenge gebauten Anlagen und den Terrassenfeldern schon sehr beeindruckt.
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Landschaft beim Heiligen Tal/landscape near the Sacred Valley

Machu Picchu: Das Besuchen dieser weltbekannten Inkastadt sollte einen weiteren Hoehepunkt unserer Reise darstellen und urspruenglich wollten wir gleich im Anschluss an unseren Cuscoaufenthalt dort hin, waere da nicht die Schlechtwettervorhersage gewesen, die uns einen Strich durch die Rechnung machte und unsere Laune kurzfristig sinken liess. Denn Fotos von Machu Picchu bei Schlechtwetter kannten wir schon zur genuege - wir wollten diese mystische Stadt bei Sonnenschein geniessen!
Lange ueberlegten wir hin und her bis wir zu dem Entschluss kamen dem Wetter und uns selber nochmal eine Chance zu geben. So aenderten wir kurzfristig unsere Plaene und fuhren weiter in den Sueden in die ueber 800.000 Einwohner zaehlende Stadt Arequipa. Sie glaenzt, wie sollte es anders sein, durch ihre Kolonialarchitektur und sie wird auch "Die weisse Stadt" genannt, da ihre Gebaude aus einem sehr hellen, fast weissen Vulkangestein konstruiert sind. Apropos Vulkane: Arequipa wird beherrscht durch die in unmittelbarer Umgebung liegenden Vulkane "Misti" (5822m) und "Chachani" (6057m)!
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Vulkan Misti
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Was machten wir in dieser Stadt?
Erstmals quartierten wir uns in einer sehr zentral gelegenen, aber superguenstigen Privatpension, die uns zwei befreundete Kanadier vor langer Zeit empfohlen hatten, ein. Es duerfte sich echt fast um die preiswerteste Absteige Arequipas gehandelt haben, denn ausser uns zwei Sparfuechsen trafen wir dort: zwei Tschechen, die gerade von ihrer Misti-Besteigung erfolgreich zurueckkamen (die beiden stammten uebrigens aus Hodonín) und ploetzlich tauchte eine blondierte Mitfuenfzigerin, eine Ungarin, auf, die uns, sehr skurril, Announcenzettel fuer ihre Ferienwohnung am Plattensee in die Haende drueckte!
Zurueck aber zu unserem Sightseeingprogramm: Wir besichtigten ein Museum, in dem wir, exlusiv fuer uns zwei, eine sehr gute Fuehrung in deutsch(!) erhielten. In diesem Museum wurde eine spezielle Mumie ausgestellt: "Juanita", ein wahrscheinlich 13 -jaehriges Maedchen, das die Inka den Goettern, die diese auf den Vulkanen beheimatet sahen, ebendort opferten. Der Koerper, der nicht mumifiziert wurde, konnte aufgrund der am 6288m hohen Vulkan Ampato herschenden tiefen Temparaturen so gut erhalten bleiben. Heute geben "Juanita" , aufbewahrt in einem Glaskasten mit - 19 Grad Celsius, und all die anderen Fundstuecke ein Zeugnis ueber die Sitten und Brauche der Inka vor gut 500 Jahren ab. Sehr, sehr eindrucksvoll!
Wir statteten auch dem Kloster Santa Catalina einen Besuch ab. Dieses wurde im 16. Jahrhundert erbaut und ist genaugenommen eine Stadt in der Stadt. Erst seit 1970 ist es oeffentlich zugaenglich, vorher lebten die Nonnen darin voellig abgeschieden von der Aussenwelt!
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Erwaehnung finden muss auch das Nachtleben von Arequipa: Die Bars uebertrumphten sich gegenseitig mit unschlagbaren (und unwiderstehlichen) Happy-Hour-Angeboten. Da konnten wir ja kaum nein sagen und genossen deshalb nicht nur einen Pisco Sour, der in Peru, ganz ehrlich gesprochen, viel besser schmeckt als in Chile.
Um mit den kulinarischen Genuessen fortzufahren: Wir probierten eine ganz besondere Speise: Nachdem wir uns zuvor schon durch "Antecucho" (= feinblaettrig geschnittene Rinderherzen am Spiess gegrillt , mit scharfer Sosse serviert), Alpacasteaks (null Cholesterin und trotzdem geschmacklich umwerfend) und Ceviche (roh marinierter Fisch) gekostet haben, war nun das "Cuy" (= Meerschweinchen) an der Reihe, von uns verzehrt zu weden.
Lange habe ich davon gesprochen, doch als es dann mit Schaedel (also Ohren, Augen und Gebiss inklusive) plattgedrueckt auf meinem Teller lag, da bekam ich dann doch ein wenig Schuldgefuehle! Ach ja, die Minimeerchweinchenleber und die Minimeerschweinchennieren musste ich auch noch sezieren!
Viel unterscheidet sich das Viech ja nicht mehr von dem Ratz am Spiess, den die Chinesen angeboten haben! Naja, und geschmacklich war´s auch nicht der volle Wahnsinn, zu fett und zuviel Haut und Knochen! Roli stand mir um nichts nach und bestellte "Triple", das ist gefuellter Paprika an knusprigem Schweinebauch und gekochten Schweinsfuessen! Nach dieser Voellerei haette uns nur mehr ein Obstler retten koennen!
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vorher/before
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nachher/after

Tags darauf gings mit einer gefuehrten Tour zum nahe gelegenen Colca Canyon, der mit Hoehenunterschieden bis zu 3000m zu den tiefsten Schluchten der Welt zaehlt. Am sogenannten "Cruz del Condor", einem Aussichtspunkt, konnten wir so gegen 8 Uhr morgens auch tatsaechlich vier der maechtigen Andengeier beobachten, wie sie sich majestaetisch, fast ohne jeglichen Fluegelschlag in die Hoehe schraubten.
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Folklore tanzende Kinder/ children dancing folclore
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Cruz del Condor mit Condor/ with Condor!

Dann fuhren wir ueber Nacht zurueck nach Cusco, quartieren uns tagsueber in ein billiges Bahnhofshotel ein uns brachen abends Richtung Machu Picchu (= alter Berg) auf.
Diese Inkastadt, auf einem luftigen Bergsattel gelegen und erst 1911 erforscht, wurde aufgrund seiner geschickten Lage nie von den spanischen Eroberern entdeckt. Sie wurde erst ca. 1450 erbaut und im halbfertigen Zustand aufgelassen. Ungefaehr 1000 Menschen haetten in dieser festungsartigen Anlage leben koennen.
Es gibt im Prinzip drei Varianten zu dieser entlegenen Sehenswuerdigkeit, zu der keine Strassen fuehren, zu gelangen:
1. Zu Fuss ueber den 4-taegigen beruehmten Inkatrail, der aber mittlerweile reglementiert ist und mindestens ein halbes Jahr im voraus gebucht werden muss oder ueber andere alternative Treks, die aber noch mehr als vier Tage beanspruchen.
2. Mit dem Zug von Cusco nach Aguas Calientes. So heisst der Ort bei Machu Picchu, in dem alle Touristen uebernachten. Klingt schoen und angenehm, ist es wahrscheinlch auch, wenn da nicht diese horrend ueberteuerten Ticketpreise waeren, die sich die (mittlerweile privatisierte, englische!) Perurail verlangen traut, da ist die OEBB billig dagegen! Nichts fuer Leute, die aufs Budget schauen muessen.
Bleibt,
3. nur mehr der Weg hinten rum: Die Strecke ,eine unglaubliche Bergstrasse, wird mit verschiedenen Bussen absolviert, letztendlich kommt man am Ende der Bahngleise (nur hinter MP) raus, die kann man dann entlang laufen und man kommt auch, geschafft zwar, in Aguas Calientes an. Das haben wir gemacht, die Anreise dauerte zirka 12 Stunden, fuer eine Strecke wohlgemerckt, die Luftlinie nur 75 km betraegt!
Noch am selben Tag sind wir auf den Vis-a-Vis Berg namens Putukusi von Machu Picchu gestiegen. Ueber fast senkrechte Leitern und sehr ausgesetzte Steinstufen sind wir die 600 Hoehenmeter erklommen. Oben hat sich eine gewaltige Aussicht auf Machu Picchu und das gesamte Tal dargeboten - a Waohnsinn!
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im Hintergrund der Putukusi/in the background the Putukusi

Wir konnten uns nicht lange ausruhen, denn der Ehrgeiz packte uns und wir wollten den Sonnenaufgang ueber der Inkastadt erleben. So mussten wir am naechsten Tag schon um 3:45 aus den Federn, damit wir, wieder zu Fuss, den Macchu Picchu erklimmen konnten um noch vor der ersten Busladung Touristen vor den Eingangstoren, die um 6:00 Uhr oeffneten, zu stehen.
All unser Taktieren und unsere Muehen wurden belohnt: Bei wolkenlosem Himmel konnten wir beobachten wie die Sonne die verlorene Stadt in ihren Glanz tauchte!
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Klar waren wir nicht die Einzigen, die dieses Schauspiel verfolgten, aber die Besucherstroeme hielten sich in Grenzen. Erst ab ca. 10 Uhr vormittags fielen die Touristen regelrecht in Massen ein, da hatten wir unsere Besichtigung aber schon fast abgeschlossen.
Machu Picchu verspricht wirklich nicht zu viel. Die Lage und die Anordnung der "Gebaeude" hat einen eigenen Zauber. Wir waren sehr beeindruckt und wurden kurzfristig von der Mystik, die dieser "Haufen Steine" ausstrahlte, gefangen genommen.
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Zurueck in Cusco holte uns die bittere Realitaet wieder ein: Oesterreich verlor in seinem Auftaktmatch 0:1 gegen Kroatien, da half all unser Mitfiebern, Daumendruecken und Wimpelwacheln nichts.
Wir wollen unseren dreiwoechigen Peruaufenthalt noch wuerdig bei einem leckeren Alpacasteak abschliessen, bevor wir uns heute mit dem Nachtbus wieder uber die Grenze nach Bolvien schmeissen um dort schoen langsam aber bestaendig den Weg nach Osten, sprich Brasilien, aufzunehmen.

Samstag, 31. Mai 2008

28-05-2008 - 1 Jahr weltreisend!!!

Wie schnell doch die Zeit vergeht - am 28. Juni feierten wir in der Altstadt von Cusco mit Alpaca-Steaks und Pisco Sour unser 1-Jahres Jubilaeum, genau vor einem Jahr um 19:28h sind wir vom Wiener Suedbahnhof auf unsere Reise gestartet!
Einen Abend lang feierten wir, reflektierten und diskutierten wir ueber die weiteren Reiseziele. Ein Jahr voller einzigartiger Erlebnisse und hunderte Begegnungen mit interessanten Menschen aus allen Erdteilen liegen hinter uns. Unglaubliche Landschaften konnten wir besichtigen: die unendlichen Weiten Sibiriens vom Zugfenster aus, den blitzblauen Baikalsee, die Steppen der Mongolei, die Wueste Gobi und Atacama, die Karstkegellandschaft von Yangshou, die Traumstraende der Perhentian Islands und auf den Cook Islands, die Nationalparks in Australien, die Bergwunderwelt Patagoniens in Argentinien und Chile, die Iguazu-Wasserfaelle, der Perito-Moreno Gletscher, das Andenhochland in Bolivien und Peru, der Titikakasee und viele Orte, die wir hier vergessen haben. Die von uns besuchten Laender sind so unglaublich vielfaeltig und unterschiedlich, dass es schwer faellt und jedem einzelnen Land gegenueber ungerecht waere, eine Wertung vorzunehmen.
Auch die von Menschenhand geschaffenen "Sehenswuerdigkeiten" waren nicht schlecht: etwa die chinesische Mauer, die Skyline von Hongkong, das Operahouse von Sydney, die diversen Inkaruinen in Lateinamerika, die Protzbauten und Metro von Moskau,...
Die Top 3 Millionenstaedte, in denen wir uns aufhalten durften waren Hongkong, Sydney und Buenos Aires. Aber auch in den vielen kleineren Orten und Staedten wie Byron Bay, Bariloche, Valparaiso oder Sucre liess es sich gut leben. Die Punkte fuer die schoensten Straende gehen eindeutig an die Lagune von Aitutaki, die Perhentian Islands und Australien, obwohl dort durch verschiedenste Faktoren (Wellen, Quallen, Haie,...) sich das Baden nicht so angenehm gestaltet. Das auschweifenste und intensivste Nachtleben gab es eindeutig in Argentinien, mal sehen ob da Brasilien mithalten kann :-)
Ein fuer uns weiterer wichtiger Eckpfeiler beim Reisen ist das Kosten landestypischer Speisen und Getraenke und zum Glueck konnten wir davon jede Menge verkosten: ob geraeucherten Omul aus dem Baikalsee, die Leckereien der Essensstaende in China und Malaysia, die vielfaeltige Restaurantszene in Hongkong, Kaenguruh in Austalien, saftige Rindersteaks in Argentinien, Meeresfruechte in Chile und Peru, die Obst- und Gemuesemaerkte in Bolivien, Alpaca im Andenhochland, vieles wird uns wohl zuhause abgehen ;-) Die besten Rotweine tranken wir in Australien (Syrah aus Southern Australia!!!), aber auch die argentinischen und chilenischen Tropfen sind nicht zu verachten, in Neuseeland gab es die besten Weisweine. Das beste Bier, ist wohl keine Ueberraschung, gibts zuhause! Erwaehnenswert sind noch die ausserst interessanten Getraenke Fernet con Cola (ausgiebigst in Cordoba verkostet) und Pisco Sour in Peru, der dem chilenischen eindeutig vorzuziehen ist.
Obwohl ein Jahr Reisen auch manchmal ganz schoen lang sein kann, ist uns auf jeden Fall noch immer nicht fad dabei. Es gibt fast taeglich neue Dinge zu erkunden und bestaunen, die Welt ist viel zu interessant, um nur an einem Ort zu verweilen und so freuen wir uns schon auf zukuenftige Abenteuer. Das beste ist, jeden Tag aufzustehen und das zu machen, auf was man gerade Lust hat, sein Leben selbst in der Hand zu haben und sich von niemanden etwas vorschreiben zu lassen.
Am Schluss noch ein paar Daten aus der Statistikabteilung:
Anzahl der derzeit bereisten Laender: 15
Anzahl der verschiedenen Waehrungen: 15
Anzahl der Uebernachtungen: 365, davon 11 im Zug, 12 im Nachtbus, 6 auf Faehren oder im Segelboot, 2 im Flieger, 82 in unserem Mietauto in Australien, 42 im Zelt, 25 bei Freunden, Bekannten, Verwandten oder Hospitalityclub-Mitgliedern und den Rest von 185 in Hotels, Hostels oder Strandhuetten.
Auf das naechste halbe Reisejahr und auf hoffentlich weitere viele Zugriffe und Interesse an unserem Reiseblog freuen sich

Roland + Ursula

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Samstag, 24. Mai 2008

Bolivien - Am Lago Titicaca

Nach dem lauten und hektischen La Paz sehnten wir uns nach Natur und Stille. Beides fanden wir am Titicacasee. Dieser ist der einer der hoechstgelegenen (3800m ue. M.) schiffbaren Seen der Welt und ca. 13 x so gross wie der Bodensee!
Schon die ersten Ausblicke vom Bus auf den blitzblauen See liessen uns frohlocken: Endlich wieder mal Wasser!
Unser erstes Ziel war Copacabana, ein kleines Staedtchen in einer schoenen Bucht am Ufer des Sees gelegen. Dort quartierten wir uns fuer 2 Naechte ein und genossen die Ruhe und die waermenden Sonnenstrahlen tagsueber sowie die in allen Restaurants feilgebotene "Trucha (= Forelle) criolla" (eigentlich eine Barschart).
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Touristische Hauptattraktion ist hier aber die "Isla del Sol"(= Sonneninsel), in der Inkamythologie der Geburtsort des ersten Inka. Viele Touristen besuchen die Insel im Zuge eines Tagesausfluges, wir beschlossen aber, zwei Naechte dort zu verbringen, was sich im Nachhinein betrachtet, wirklich gelohnt hat.
Wenn man sich mit dem Boot der Insel langsam naehert, macht ihre Oberflaeche den Eindruck, als ob sie gerillt waere, an Land bekommt man die Erklaerung dafuer: Es handelt sich um kleinste Terassenfelder, die emsig von Hand bearbeitet werden.
Unsere Weg fuehrte uns ueber einen von Menschen und Tieren ausgeretenen Pfad in die erste Ortschaft - ja, es leben ca. 5000 Leute auf dem Eiland! Dort ergatterten wir mit Glueck ein traumhaftes Zimmer: Panoramablick ueber den glitzernden See, dahinter majaestaetisch thronend die schneebedeckten Gipfel der 6000er der Cordillera Real des Andenmassivs! Da bleibt einem die Spucke weg, da fehlen einem regelrecht die Worte bei soviel Naturschoenheit!
Der Sonnenuntergang, der die Farben der Insel erst recht zur Geltung bringt, war ein Spektakel fuer sich!
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Tags darauf entschlossen wir uns zum gut 17 km langen Inselrund-
wanderweg, der uns auch an alten Inkaruinen vorbeifuehrte. Zu sehen war unter anderem noch ein Steinaltar, an dem die Inselbewohner noch heute Zeremonien abhalten. So zum Beispiel opfern sie "Pachamama" (=Mutter Erde) ein Lama, und bitten um Erlaubnis, das Erdreich barbeiten zu duerfen, bevor ausgesaet wird.
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Wir passierten auch die Doerfer und konnten so das alltaegliche Leben der Einwohner gut beobachten, das hauptsaechlich aus harter Feldarbeit bestand. Angebaut werden Kartoffel, Mais, Bohnen, Gerste, Quinoa. Dadurch, dass gerade Erntezeit war, herrschte wirklich Hochbetrieb auf den Minifundien, jede hilfreiche Hand war wichtig, denn maschinell wird hier nicht gearbeitet - wie bei uns vor mindestens 80 Jahren!
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Die Insel erhielt auch erst vor sechs Jahren Elektrizitaet, es gibt hier keine Autos, nicht einmal Mopeds, geschweige denn Fahrraeder - die holprigen, steinigen Wege koennen nur zu Fuss bewaeltigt werden, die Lasten schleppten wieder mal die geduldigsten aller Tiere, die Esel.
Wir fragten uns, ob bei so hartem Leben auch Zeit fuer´s Feste feiern oder einfach nur zum Ausspannen bleibt.
Der Besitzer unseres Lieblingsrestaurants gab uns bereitwillig und gerne in einem informativen Gespraech Antwort auf unsere Fragen. Ja, die Menschen feiern hier auch Feste, und es gibt Zeiten mit weniger oder keiner Feldarbeit: Zum Beispiel wird 8 Tage lang die Arbeit niedergelegt, wenn ein Bewohner stirbt!
Wie wir auch weiter erfuhren gibt´s auf der Insel keine Polizei, die Einwohner regeln sich nach altthergebrachten Kodizes ihr Zusammenleben selber, es gibt mehrere gewaehlte "Inselaufseher", die die Funktion einer Polizei ausueben. Bei Streitigkeiten wird auf den Heiligen Berg gegangen und unter Oeffentlichkeit die Sache bereinigt.
Der Inselaufenthalt war eine echte Bereicherung, wehmuetig verliessen wir dieses Kleinod - mit dem richtigen Lesestoff wuerde es man hier echt laenger aushalten.
Wieder am Festland, fuhren wir tags darauf von Copacabana ueber die Grenze nach Peru in die Stadt Puno, ebenfalls am See gelegen.
Hier gab´s die naechste Touristenattraktion: Die schwimmenden Inseln der Uros, einem prae-Inkavolk.
Auf insgesamt 45 von menschenhand konstruierten Schilfinseln leben heute noch 2000 Menschen. Urspruenglich diente diese Lebensweise am Wasser dazu, den kriegerischen Angriffen der Inkas besser ausweichen zu koennen.
Heute profitieren die Einwohner natuerlich stark von den touristischen Einkuenften.
Wir fanden den Besuch trotz aller touristischer Ausschlachtung sehr beindruckend. Unserer Meinung nach muss mehr als nur Tourismusmaschinerie hinter dieser traditionellen Lebensweise stecken, denn wer lebt heutzutage schon gerne freiwillig auf einer schwimmenden Strohinsel ohne den Annehmlichkeiten am Festland?

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