Samstag, 17. Mai 2008

Bolivien - La Paz

Nach erholsamem Tagen in Sucre fuhren wir wieder rund 1000 Hoehenmeter bergauf nach La Paz, Regierunssitz Boliviens und inoffizielle Hauptstadt. Mit rund 1 Mill. Einwohnern ist sie eine in vielerlei Hinsicht verrueckte Stadt und davon konnten wir uns in 6 Tagen Aufenthalt ein gutes Bild machen.
Die Stadt liegt mitten in den Bergen zwischen einer Hoehe von 3.100m und 4.100m, wobei die Reichen eher in den Villen im unteren Stadtbereich wohnen und die vielen Armen dichtgedraengt oben an den steilen erdrutschgefaerdeten Haengen. Das Leben oben ist nicht nur aufgrund der duenneren Luft schwieriger, auch die Temperaturen sind im Jahresschnitt um 6 Grad Celsius niedriger als in der Unterstadt.
Ueberragt wird La Paz vom schneebedeckten 6.439m hohen Illimani.
Wir quartierten uns im Zentrum in einem ueberaus netten Hostal, einer wahren Ruheoase, ein und merkten gleich in den ersten Stunden, dass das Atmen auf dieser Hoehe wieder schwerer faellt und wir einen Gang zurueckschalten muessten. Auch die starke Luftverschmutzung und der chaotische Verkehr setzten uns zu. Die tausenden Taxis und Minibusse fahren ohne feste Haltestellen und mittels Schreien aus den fahrenden Autos versucht man neue Fahrgaeste zu gewinnen. Dazwischen an allen Ecken und Enden Polizei, die versucht den Verkehr mittels Trillerpfeifen und Herumwacheln zu lenken, meistens ein hoffnungsloser Fall. Also La Paz kann man keineswegs als schoene oder angenehme Stadt beschreiben, andererseits findet man aber eine Menge interessanter Dinge vor.
Zum Beispiel die vielen Maerkte, die uns nicht losgelassen haben und wo wir uns kraeftig mit Textilien eingekleidet haben. Alpacawollsocken, Pullover, Jacken und vieles mehr wanderten ueber den Ladentisch und wir zerbrechen uns gerade den Kopf, wie wir das Zeugs wohl nach Oesterreich bringen. Wir werden uns wahrscheinlich dazu entschliessen, ein grosses Paket nachhause zu schicken, kommt immer noch viel billiger, als die Klamotten in Europa zu kaufen. Besonders makaber war der sogenannte "Hexenmarkt", an dem allerlei Kraeuter, Aphrodisiaka und Kurioses verkauft wird. Unter anderem fanden wir dort ausgestopfte Guerteltiere und Lamafoeten!
Wir besuchten auch wieder ein groessere Anzahl an Museen, am interessantesten fanden wir das Coco-Museum, sicher das beste dieser Art weltweit. Darin wird einem die Geschichte der Coco-Pflanze von ihren Anfaengen bis in die Gegenwart dargebracht. Die Blaetter des Coca-Strauches sind reich an Calcium, Protein, Eisen und verschiedenen Vitaminen und stellten fuer die Indígenas, die frueher keine Milchprodukte kannten, die einzige Calciumquelle dar. Auch wurde das Coca von den Inkas zu medizinischen Zwecken verwendet, u.a. als Betaeubungsmittel bei Gehirnoperationen! Als Mittel gegen Soroche (=Hoehenkrankheit) ist es seit Jahrhunderten unbestritten hilfreich, wovon wir uns selber schon mehrmals ueberzeugen konnten. In der Volksmedizin der Anden wird es auch gegen Schmerzen, Rheuma, Erkaeltungen, Grippe, Koliken, und vieles mehr verschrieben. Mate de Coca (Coca-Tee) ist in Bolivien und Peru sozusagen Nationalgetraenk. Auch der Coca-Cola Konzern importiert jaehrlich 105 Tonnen(!) Blaetter aus Bolivien. Soweit sogut, waere da nicht auch die Moeglichkeit aus den Coca-Blaettern mittels eines chemischen Verfahrens Cocain, ein Derivat von Coca, herzustellen. Dieses Cocain wird zum Grossteil in den USA und Europa konsumiert. Hergestellt wird es uebrigens auch mit Unterstuetzung "westlicher" Chemiker und Labors, das damit verdiente Geld wiederum in den grossen Banken des Nordens reingewaschen. Einfacher fuer die westlichen Industrienationen, federfuehrend die USA, ist es aber natuerlich, die Schuld am Cocain-Konsum den Entwicklungslaendern wie Bolivien zu geben und daher wird ein regelrechter Krieg gegen die Coca-Pflanze gefuehrt und mittels Satelliten und Militaer dagegen vorgegangen und flaechendeckend alles Gruenzeugs vernichtet. Dass man dabei auch die Lebensgrundlage der Bauern, die seit Jahrhunderten Coca anbauen, vernichtet, wird dabei in Kauf genommen. Von den vielen anderen moeglichen Einsatzgebieten der Pflanze (Nahrungsmittelindustrie, Kosmetik, Medizin,...) will man nichts wissen, da das ja ein Angriff auf die Pharmaindustrie und sonstige Lobbies waere. Der Handel und Besitz von Coca wird fast ueberall auf der Welt gesetzlich verfolgt, was ungefaehr so sinnvoll ist, wie Mohn zu verbieten, weil sich daraus Opium herstellen laesst. In Deutschland wird bei einem Besitz von bis zu 30 Gramm Kokatee von einer Anklage abgesehen (das sind gerade 15 Teebeutel!), in Österreich ist der Besitz eines einzigen Gramms strafbar! Seit Evo Morales, frueher Gewerschaftsfuehrer der Coca-Bauern, Praesident Bolivens ist, scheint sich aber in der Coca-Politik einiges zu aendern und die offizielle Regierungslinie sieht als Ziel, die Entkriminalsierung der Pflanze weltweit nach dem Motto: "Coca Si, Cocaina No!"
Weitere interssante Infos unter:
www.cocamuseum.com bzw.
www.evomorales.net
Wir waren aber in La Paz nicht nur auf Maerkten und haben uns mit Coca beschaeftigt :-). La Paz stand auch ganz im Zeichen der Folkore. Im Teatro Municipal wohnten wir einem Konzert bei und zu unserem Glueck fand am letzten Tag unseres Aufenthaltes ein grosses Folklorefestival, die Fiesta del Gran Poder, statt. Dieses Festival ist eines der groessten der gesamten Andenstaaten und ganz La Paz stand Kopf, um die 50.000(!) TaenzerInnen und MusikerInnen waren dabei im Einsatz. Beginn war um 8:00h frueh und das ganze dauerte bis in die spaeten Abendstunden - ein Riesenspektakel!

Roli vor Praesidentenpalast
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Lamafoeten am "Hexenmarkt"
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La Paz von oben
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im Teatro Municipal
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Fiesta El Gran Poder
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Montag, 12. Mai 2008

Bolivien - Spanisch bueffeln in Sucre

Es war an der Zeit, dass wir uns wieder einmal wo laenger aufhielten: Welche Stadt waere dazu nicht besser geeignet gewesen als die schon 1538 gegruendete, klimatisch beguenstigt auf "nur" 2800m gelegene Hauptstadt Sucre (Sitz des Obersten Gerichtshofes und des Bundesverfassungsgerichts). De-facto-Hauptstadt mit Verwaltungssitz ist aber La Paz. Man braucht nicht viel Fantasie, um zu verstehen, dass zwischen den beiden Staedten eine grosse Rivalitaet herrscht...
Sucres historische Altstadt, mit seinen prachtvoll verzierten, blendendweiss gestrichenen Gebaeuden, zaehlt zum UNESCO Weltkulturerbe und hat somit eine der besterhaltendsten Kolonialarchitektur Lateinamerikas. Schon 1624 wurde hier eine Universitaet gegruendet und bis heute ist Sucre bedeutende Unistadt.
Wir genossen das Schlendern durch die Gassen der "Ciudad blanca" (= der weissen Stadt) sowie das Verweilen auf den Parkbaenken des Plaza 25 de Mayo, der mit seinen akkurat angelegten Beeten eine wahre Meisterleistung des Stadtgaertners darstellt. Doch nur allzu schnell holte uns die oft sehr traurige Wirklichkeit unter all dem historischen Prunk ein: Die Bettler, runzelige alte Maennlein und Weiblein, und die schuhputzenden Kinder fanden schnell heraus, wo sich die Touristen gerne aufhalten. Wir kamen ins Gespraech mit dem 13-jaehrigen Hugo, der uns sehr eloquent einen Vortrag ueber seine Stadt und sein Land hielt - kein Wunder er ist "Praesident" der Gewerkschaft der Kinderschuhputzer. Er kommt urspruenglich vom Land, arbeitet tagsueber um sich das Geld fuer Schule, Kost und Quartier zu verdienen. Abends drueckt er die Schulbank denn er hat grosse Plaene, er moechte Zahnarzt werden. Er war nicht der einzige Minderjahrige, den wir arbeiten sahen: Viele Kinder und Jugendliche verkaufen an Kiosken oder tragen Einkaeufe nach Hause oder helfen auf den Busbahnhoefen. Arg mitanzusehen! Daneben gibt´s aber wieder Kids, die nach der Schule vom Papa im protzigen Gelaendewagen abgeholt werden oder denen ein Ballettunterricht finanziert wird. So schaut die Gleichberechtigung in Bolivien aus!
Weil wir schon von Schule reden - auch wir waren wieder vom Ehrgeiz besessen und wollten unsere Spanischkenntnisse weiter voran treiben: Bei unserem Lehrer Issac kamen wir in den Genuss von 21 privaten Unterrichtsstunden, eine Stunde umgerechnet 2 EUR/Pers.! Da ging echt was weiter! Haben fast die gesamte fehlende Grammatik mit ihm durchgemacht. Nun liegt´s an uns weiterzuueben! Aber Kommunikation kam bei Isaac auch nicht zu kurz: Da er Rechtsanwalt und Lehrer zugleich war, wusste er echt ueber alles moegliche bescheid und wir bekamen super Hintergrundinformationen ueber das Land.
Nach den drei anstrengenden Vormittagsstunden haben wir uns meist bei einem "Almuerzo" (=Mittagessen) am Markt oder in einen der kleinen Mittagsrestaurants gelabt. Unglaublich: Suppe und Hauptspeise pro Person um sageundschreibe einen Euro (oft war da noch Getraenk und Desert inkludiert)! In den Markt haben wir uns regelrecht verliebt: Traumhaftes Obst und Gemuese, was das Herz begehrt ! Den verschiedensten Milchshakes oder den frisch gepressten Orangensaeften konnten wir nicht wiederstehen ( wie auch, um 20 Cent pro Glas und da bekommt man noch Nachschlag)! Bolivien ist eindeutig das guenstigste Land, das wir bisher bereisten.
Ach ja, wir haben nebst unserem Lehrer noch eine weitere interessante Bekanntschaft gemacht: Wir trafen uns mit Wolfgang, einem gebuertigen Deutschen, ein "pensionierter" Entwicklungshelfer der schon seit gut 20 Jahren in Sucre wohnt. Wir lernten ihn, wie so oft, ueber HC kennen. Zweimal lud er uns in sein gemuetliches Haus ein, und jedesmal "vertratschten" wir uns, denn er wusste viel zu erzaehlen, kannte er ja fast alles und jeden in und um Sucre. Seine Partnerin leitet uebrigens sehr erfolgreich und mit viel Enthusiasmus die hiesige Ballettschule, daher von vorhin das Beispiel.
Alles in allem fuehlten wir uns in Sucre sehr wohl und auch sicher. Der gebuehrend feierliche Abschied wurde leider vereitelt: Roland bekam 3 Tage Durchfall.

La Ciudad blanca - Sucre
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Marktimpressionen
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Sonntag, 4. Mai 2008

Bolivien - Der Schrecken von Potosi

Sechs Stunden im Bus in einer Hoehe zwischen 4000 und 5000m brachten uns von Uyuni nach Potosi. Die Stadt ist vor allem aufgrund zweier Tatsachen bekannt: Zum ersten gilt Potosi mit einer Hoehe von 4.060m und zirka 160.000 EInwohnern als die hoechstgelegene Grossstadt der Welt und zum zweiten befindet sich dort der Cerro Rico (=reicher Berg), der eine 500 jaehrige Geschichte voll Leid, Ausbeutung und Unterdrueckung darstellt. Bereits unter den Inkas wurde dort mit dem Silberabbau begonnen. Als die Spanier 1545 die Stadt eroberten, errichteten sie in Potosi die groesste und bedeutendste Silberabbaustaette in der Geschichte des gesamten spanischen Imperiums. Auch die Muenzpraegung wurde vor Ort in der Casa de la Moneda (=Haus des Geldes) vorgenommen. Die Silberminen wurden vor allem mit Hilfe indianischer Zwangsarbeiter und schwarzafrikanischer Sklaven ausgebeutet und der Reichtum in die ganze Welt (vor allem Europa) verschifft, mit dem Silber von Potosi wurde der Aufstieg Europas finanziert. Potosi galt bereits um 1611 als eine der groessten Staedte der Welt und immer mehr Leute wurden herangekarrt, auf der Suche nach schnellem Geld. Unter unglaublichen Bedingungen mussten die Arbeiter in den Bergwerken schuften und zu tausenden kamen sie dabei um, vor allem aufgrund der ungewohnten Hoehe, Krankheiten oder Unfaellen. Der uruguayanische Schriftsteller Eduardo Galeano beziffert die Anzahl der zu Tode gekommenen in seinem Buch "DIe offenen Adern Lateinamerikas" mit bis zu 8 Millionen!
Heute ist es mit dem reinen Silberabbau laengst vorbei und der Cerro Rico ist durchloechert wie ein schweizer Kaese. Nocb immer sind aber zahlreiche Erze und Konglomerate im Berg vorhanden und noch heute arbeiten bis zu 15.000 Menschen taeglich unter Tage, darunter auch um die 700 Kinder (obwohl Kinderarbeit in Bolivien offiziell verboten ist)! Pro Tag stirbt im Schnitt ein Minenarbeiter, 70% an Staublunge, 30% an Unfaellen und trotzdem zieht der Berg die vielen Armen aus der Umgebung magisch an, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, oft die einzige Moeglichkeit. Der Preis einer Lebenserwartung von nur 45 Jahren wird dabei vielfach in Kauf genommen. Heute sind die Minenarbeiter "selbstaendig" in Kooperativen organisiert und Arbeiten auf eigene Rechnung. Gummistiefel, Ausruestung, Dynamit usw. muessen sie selbst kaufen, das Material, das sie aus dem Berg herausholen verkaufen sie an die 42 weiterverarbeitenden Fabriken, die den groesseren Profit einstreifen und in denen ebenfalls Zustaende herrschen wie bei uns in Oesterreich im vorigen Jahrhundert. Uebrigens 60% dieser Firmen sind im Besitz internationaler Konzerne (USA, Australien, Europa,...) und so nimmt die Ausbeutung seinen Lauf.
Wir haben uns im Rahmen einer Minentour mit eigenen Augen von diesem Schrecken ueberzeugt und waren nach nur 2 Stunden ohne Sonnenlicht mehr als froh wieder aus dem Berg heraussen zu sein. Temperaturen bis zu 45 Grad und Gaenge, in denen man oft nicht einmal aufrecht stehen konnte, die Schaechte nur behelfsmaessig mit Holzpfosten "abgesichert"! In Europa wuerde man niemanden, weder Arbeiter noch Touristen, in so einen Stollen reinlassen. Unglaublich, dass es solche Zustaende im 21. Jhd. noch gibt!
Neben all dieser Schrecklichkeiten gibt es daneben aber auch noch eine ganz normale Stadt, in der gelebt wird. Das Zentrum Potosis verfuegt ueber ein sehr gut erhaltenes koloniales Zentrum und einen tollen Lebensmittelmarkt. Wir blieben 4 Tage, besuchten auch zweimal das ungeheizte oertliche Kino mit Jacke, Handschuhen und Haube bei geschaetzten 5 Grad Raumtemperatur und lernten in unserem Hostel ein nettes Paar aus Schottland kennen. Die beiden Reisen uebrigens 2 Jahre mit dem Fahrrad um die Welt!
Naechste Station in Bolivien wird Sucre, auf 2800m gelegen, und hoffentlich etwas waermer.
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Montag, 28. April 2008

Bolivien - Altiplano und Salar de Uyuni

Seit 19.4. befinden wir uns in Bolivien. Unsere erste Destination war ein kleines Staedtchen namens Tupiza, im Suedwesten des Landes gelegen. Von dort planten wir eine mehrtaegige Tour ins andine Hochland (= Altiplano, durchschnittlich 3000 - 4000m ue.M.) und zur weltweit groessten Salzebene, dem Salar de Uyuni.
Doch bevor wir unsere Erlebnisse schildern vorab ein paar interessante Fakten zu Bolivien:
Einst (15. Jhdt.) war es Teil des stolzen Inkareiches, bis die Spanier kamen und es aufgrund der starken Silbervorkommen eroberten und unterjochten!
Erst 1825 gelang es Símon Bolívar (dem Namensgeber der Republik) das Land in seine Unabhaengigkeit zu fuehren. Damals war es noch ungleich groesser als heute und verfuegte ueber einen Zugang zum Pazifik. In mehreren Kriegen mit den Nachbarlaendern verlor es staendig an Land, bis es zu seiner heutigen Groesse schrumpfte (ca. 1 Mio.km2).
Die Bevoelkerungszahl betraegt ca. 9 Mio., von denen 80% im erwaehnten Altipano leben, der einst an Erzen (Silber, Zinn) reichen Region.
Regierungssitz ist Sucre, Hauptstadt La Paz. Amtssprache ist nicht nur Spanisch sondern auch Quechua und Aymara.
Das bedeutet, dass Bolivien einen sehr grossen Anteil an indigener Bevoelkerung hat, diese macht ca. 67% aus, knappe 30% sind Mestizen, der Rest Weisse, die haupsaechlich in den im Westen des Landes tiefer gelegeneren und industrialisierteren Regionen wohnen.
Erstmals in der Geschichte des Landes stellt ein Mann aus den Reihen der Indígenas seit Jaenner 2006 das Staatsoberhaupt und den Regierungschef: der ehemalige Cocabauer und Sozialist Evo Morales. Als einer seiner ersten Amtshandlungen nationalisierte er die Erdgasvorkommen, sehr zum Leidwesen der im Tiefland herrschenden Oligarchie.
Bolivien ist ein armes Land. Ungefaehr zwei drittel der Bevoelkerung lebt von weniger als einem US Dollar pro Tag und das, obwohl es Amerikas grosste freie Erdgasreserven besitzt!
Die Kindersterblichkeit betraegt ca. 50 Todesfaelle/1000 Lebendgeburten, die durchschnittliche Lebenserwartung betraegt 66 Jahre!
Detail am Rande: nur 5% aller Landstrassen sind asphaltiert oder betoniert!
Aber nun zu unseren ersten Erlabnissen in Bolivien:
In Tupiza goennten wir uns gleich mal ein fuer bolivianische Verhaeltnisse sehr luxurioeses Zimmer in einem Hotel(!) mit Pool und Fruehstuecksbuffet(!) um umgerechnete 10 EUR!
Da die Sehnsucht nach dem Glueck der Erde, das ja bekanntlich am Ruecken der Pferde liegt, schon sehr gross war, absolvierten wir noch einen fast 7-stuendigen Ausritt in die sehr bizarre Umgebung der Stadt. Dreitaegiges "danach-nicht-ruehren-koennen" inkludiert :-)
Die Tour ins Altiplano und zum Salar erwies sich als sehr anstrengend, aber wunderschoen:
Zu sechst (ein Fahrer, eine Koechin, 2 Briten, 2 Oesis) fuhren wir in einem sehr klapprigen 20-Jahre alten Toyota Landcruiser in schwindeleregende Hoehen. Den hoechste Punkt, den wir passierten war auf 5030 m gelegen, einmal schliefen wir auf 4600m! Da bleibt einem bei der kleinsten Bewegung die Luft weg!
Tagsueber war's aufgrund der Sonneneinstrahlung angenehm warm, nachts war's saukalt, die einfachen Unterkuenfte natuerlich OHNE Heizung. Schlafsaecke und dicke Decken erdrueckten einen fast, das Umdrehen im Bett glich einer riesigen Anstrengung, dass das Herz zu rasen begann! Klogehen - nur wenn´s unbedingt notwendig war!
Die Landschaft war atemberaubend: Am ersten Blick karg ausgedoerrt und abstossend, am zweiten Blick entdeckte man eine unglaubliche Farben- und Formenvielfalt. Durchzogen wurde die (Halb)wueste von Lagunen, die verschiedenste Salze enthielten, die auch abgebaut wurden. Am Horizont schneebedeckte Vulkane, die sich, wie zum Beispiel der Vulkan Licancabur (5916m), in der "Laguna Verde" (= gruene Lagune) spiegelten!
Wir fuhren vorbei an aufgelassenen Siedlungen, in der zur Zeit der spanischen Kolonialherrschaft, Minenarbeiter wohnten, welche unter unmenschlichsten Bedingungen Erze abbauten.
Wir fuhren aber auch vorbei an Siedlungen, in denen noch Menschen lebten! Fuer uns unvorstellbar! Die Armut und Einfachheit ist schier unbeschreiblich, und doch schaffen es die Leute ein fast autarkes Leben zu fuehren! Grundlage des Ueberlebens stellen die Lamaherden dar. Diese wuscheligen Tiere, deren Wolle verarbeitet wird und deren Fleisch verzehrt wird, (sehr lecker uebrigens) trifft man fast ueberall an. Sie teilen sich die duerren Grasbueschel mit ihren wilden Verwandten, den Vicuñas, und den Eseln, den hier unetbehrlichen Lasttieren.
Noch eine Tierart durften wir bestaunen: die Flamingos.
Drei verschiedene Arten leben in den Lagunen des Altiplano. Sie ernaehren sich vorwiegend von Plankton und Larven. An der Laguna Colorado, einer Oase des Fiedens und der Stille, durften wir bei einem koestlichen Mittagspicknick andaechtig dem zufriedenen Schnattern der grazilen Voegel lauschen und ihre eleganten Flugkuenste bestaunen.
Letzte Sation der Tour stellte der sagenumwobene gut 10 000 km2 grosse Salar de Uyuni dar! Wir brachen schon um 5 Uhr frueh auf, um den Sonnenaufgang ueber der riesig weissen Flaeche, einem zugefrorenen See gleich, beiwohnen zu koennen.
Im Salar gibt's verschieden grosse Inseln, die aus dem ewigen Weiss aufragen. Eine davon, Incahuasi, besuchten wir. Auf dem vulkanischen, teils korallenartigem Gestein wuchsen riesige Kakteen, es ergab ein Bild wie ein kuenstlich angelegter Alpengarten, war aber alles von der Natur geschaffen!
Todmuede von dem vielen Autofahren auf unwegsamen Geleande und verstaubt kamen wir am vierten Tag in der Stadt Uyuni an. Sie stellte frueher einmal einen wichtigen Bahnverkehrsknotenpunkt dar, hier fuhr Boliviens erste Dampflok. Doch die glanzvollen Zeiten sind vorbei. Stattdessen lockt die Stadt mit einer sehr zweifelhaften Sehenswuerdigkeit: dem Eisenbahnfriedhof. Unzaehlige Loks und Waggone rosten auf diesem unseligen Flecken Erde vor sich hin, Zeugen einer besseren Zeit und Anklaeger der jetzigen Armut und Unterentwicklung, denn das wertvolle Eisen kann in Bolivien niemand wegschaffen und wiederverarbeiten - es fehlt Geld und Know-How!
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Ursi + Black Beauty
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Lamas
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Eseltransport/Donkeytransport
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Blick aus dem Auto/View from the car
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ganz schoen hoch/quite high
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Laguna Verde
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Flamingos in der Laguna Colorada/Flamingos in the Red Lagoon
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Arbol de Piedra
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Salar de Uyuni!!!
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Eisenbahnfriedhof Uyuni/Train Cemetary Uyuni

Sonntag, 20. April 2008

Don't cry for us Argentina!

Nach insgesamt zirka 10 Wochen Aufenthalt im achtgroessten Land der Welt, ist es an der Zeit weiterzureisen. Klar wuerden wir es noch eine Zeit lang hier aushalten, aber es warten andere Laender mit neuen Abenteuern auf uns. Die Vielfalt Argentiniens und die Lebenslust seiner Einwohner(Stichwort Nachtleben) werden uns unvergesslich bleiben.
Bevor wir aber die Landesgrenzen ueberschreiten werden, verbrachten wir die letzten Tage noch im Nordwesten des Landes, genauer gesagt in den Provinzen Salta und Jujuy. Sowohl die Landschaft als auch die Menschen sind dort voellig anders als im uebrigen Land. Der Anteil der indigenen Bevoelkerung ist hier deutlich hoeher, man merkt die Naehe zu Bolivien und alles wirkt weniger europaeisch.
Einige Tage verbrachten wir in der Provinzhauptstadt Salta, die ein tolles koloniales Zentrum mit vielen gruenen Parks aufweist. Nicht zu Unrecht traegt die Stadt auch den Beinamen La Linda - Die Schoene. Was fuer Buenos Aires der Tango ist, ist hier die Folklore. In den verschiedenen Folklorelokalen, Peñas genannt, treten fast taeglich die besten Folkloregruppen des Landes auf. Auch wir liessen uns dieses Spektakel nicht entgehen und genossen die Musik. Die Tage vergingen wie im Flug und wir konnten uns in unserem gemuetlichen Hostel nocheinmal so richtig erholen.
Fuer 3 Tage borgten wir uns auch ein Leihauto aus, einen fast neuen Golf, hier in Argentinien als GOL bezeichnet. Nach fast einem halben Jahr (Australien) sassen wir wieder einmal selbst hinter dem Steuer und genossen es, voellig unabhaengig durch die wunderschoene Landschaft zu fahren. Es hat schon seine Vorteile, wenn man stehen bleiben kann, wo und wann immer man will und so konnten wir so manch tolles Foto schiessen, das wir vom Bus aus nicht machen haetten koennen. Insgesamt 520km fuhren wir ueber das Valle de Lerma nach Cafayate, einem Weinort auf fast 2000m!, und von dort weiter ueber Cachi zurueck nach Salta. In Cafayate konnten wir einen ausgezeichneten Weisswein, Torrontés, verkosten, der uns an heimischen Gruenen Veltliner erinnerte. Teilweise hatten wir beim durchfahren der Doerfer den Eindruck, dass sich dort seit dem Inkazeitalter nicht wahnsinnig viel veraendert hat. Die Menschen wohnen in grosser Hoehe ohne Heizung in Lehmhuetten mit selbstgebrannten Ziegeln und in der Landwirtschaft wird fast nur haendisch gearbeitet.
Ueber Nacht geht es weiter mit dem Bus an die bolivianische Grenze und wir sind schon gespannt, was uns dort erwartet, von anderen Reisenden hoert man fast nur Gutes ueber dieses Land.

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Salta - La Linda
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per Mietwagen durchs Land/per rented car through the country
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Pueblo Cachi

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