Sonntag, 29. Juni 2008

Zurueck in Bolivien - Von den Anden in den Dschungel

Die Rueckreise von Peru nach Bolivien verlief leider nicht ganz nach unseren Vorstellungen und so sind wir zum ersten mal beim Busfahren hier in Suedamerika so richtig reingelegt worden. Wir kauften ein Busticket Cama directo von Cusco nach La Paz von der Buscompany San Luis und stellten uns auf eine gemuetliche 13 stuendige Fahrt ein. Aus den geplanten 13 Stunden wurden im Endeffekt aber leider fast 20, Semicama, also ohne Sitz zum umlegen, und mit zweimaligen umsteigen in Puno und Copacabana. Beschweren zwecklos, entweder war der zustaendige Schalter gerade geschlossen oder man wurde ausgelacht und an die Touristenpolizei verwiesen. Irgendwie kamen wir dann aber trotzdem heil in La Paz an und quartierten uns wieder im gleichen Hostel ein, wie beim ersten Aufenthalt.
Dort trafen wir zu unserer Freude seit laengerem wieder einmal Oesterreicher, die Radreisenden Petra und Oliver aus Vorarlberg, die bereits seit ueber einem Jahr die Welt unsicher machen. Bei einem gemeinsamen Abendessen konnten wir viele Reisegeschichten austauschen. Ueberhaupt stand die letzte Zeit im Zeichen Oesterreichs, nur eine Woche spaeter lernten wir wieder 2 weltreisende Oesis aus Salzburg kennen und dann gab es da ja auch noch die Fussball-EM. Auch hier im fernen Bolivien konnten wir immer wieder einen Wirten auftreiben, der die EUROCOPA-Spiele auf die Leinwand brachte. Wir stimmten unsere Reiseplaene extra auf die Oesterreich-Spiele ab, umso groesser war dann die Enttaeuschung, als dann unsere Mannschaft wieder nicht den ersehnten Aufstieg ins Viertelfinale schaffte und im entscheidenden Spiel gerade gegen Deutschland nicht den erforderlichen Sieg herbeifuehren konnte! Da half alles Daumendruecken nichts und auch die mitgebrachten Oesterreich-Wimpel konnten daran nichts aendern.

DSCN6706

Um nocheinmal so richtig Hoehenluft zu schnuppern schnuerten wir im Anschluss an La Paz im kleinen Andendorf Sorata, herrlich auf 2.695m an der Gebirgskette Cordillera Real gelegen, nocheinmal unsere Wanderschuhe. Ein 3-Tages-Trek sollte uns zur Laguna Glaciar, auf die bisherige Rekordhoehe von 5.038m bringen. Diesmal mussten wir im Gegensatz zu Patagonien unsere Ausruestung nicht selber schleppen sondern organisierten uns ein Maultier plus Guide. Gemeinsam mit unserem Wanderfuehrer Teodoro und seinem 8-jaehrigem Sohn Reinor ging es also los. Zu unserer Verblueffung nahmen beide den Weg ohne Wanderschuhe in Angriff. Der Bub war ueberhaupt nur mit Sandalen aus alten Autoreifen bekleidet. Trotz der ueberaus bescheidenen Ausruestung waren sie uns aber sowohl konditionell als auch "klettertechnisch" weitaus ueberlegen und mussten immer wieder auf uns warten. Der erste Tag brachte uns auf eine Hoehe von 4.200m, wo wir an einer kleinen Lagune unser Zelt aufschlugen, am zweiten Tag erklommen wir dann den Rest und konnten uns trotz der Anstrengungen am traumhaften Panorama und dem Blick auf die 6000er Illampu und Ancohuma erfreuen. Der Abstieg war nicht weniger anstrengend und hundemuede erreichten wir nach 3 gluecklichen Tagen in den Bergen (wahrscheinlich fuer laengere Zeit die letzten) wieder Sorata.

DSCN6648
DSCN6664
DSCN6670
DSCN6690
DSCN6699

Im Anschluss an Sorata hatten wir schon laengere Zeit zuvor eine 5-Tages-Tour Richtung bolivianisches Tiefland gebucht. Dabei sollten die ersten beide Tage mit dem Mountainbike und 3 Tage mit dem Boot zurueckgelegt werden, um schlussendlich im Touristenzentrum Rurrenabaque (kurz "Rurre" genannt) in den bolivianischen Pampas anzukommen. Leider hatten wir aber die Rechnung wieder einmal ohne die oft sehr unzuverlaessigen bolivianischen Tourorganisatoren gemacht. Ganze 2 Tage vor Start bekamen wir ein lapidares email, in dem man uns mitteilte, dass die Tour leider gecancelt werden musste aufgrund Problemen mit den "Autoritaeten". Wer diese "Autoritaeten" wohl waren wollte man uns nicht mitteilen, man sagte uns nur, dass wir uns am naechsten Tag in La Paz in deren Buero einfinden sollten, um ueber Alternativen zu beraten. Die "Alternativen" schauten dann so aus, dass wir das ganze absagen konnten oder auf eine andere Tour umbuchen konnten, die aber pro Person um 300 Bolivianos billiger war. Als Ausgleich haette man uns 2 Uebernachtungen in einem miesen Hotel plus ein Abendessen, wie grosszuegig (!), geboten. Darauf stiegen wir natuerlich nicht ein und brachten all unsere Spanischkenntnisse auf, um unser Gegenueber davon zu ueberzeugen, dass 1. nicht wir die Tour abgesagt haben, 2. uns Kosten erwachsen sind durch eine zusaetzliche Busfahrt zurueck nach La Paz(immerhin 4h entfernt) und 3. die Alternativtour laut deren Internetseite eindeutig um 300 Bolivianos billiger waere, was durch 2 Uebernachtungen und 1 Abendessen keinesfalls gedeckt waere. Der Typ, bei dem wir urspruenglich gebucht hatten, war "leider" an diesem Tag nicht im Buero und so musste alles der Kollege abwickeln, der natuerlich von nichts wusste und fuer alles nichts dafuer konnte. Nach zaehen Verhandlungen hatten wir die Burschen soweit davon ueberzeugt, dass wir die Alternativtour antreten werden, wenn sie uns zumindest 200 Bolivianos pro Person zurueckzahlen. Auf dieses Angebot stiegen sie dann ein, nur wir sollten uns gedulden und man wuerde uns das Geld im Anschluss an die Tour in Rurrenabaque zurueckgeben. Das kam nicht in Frage und wir draengten auf einen sofortigen Ersatz. Soviel Geld waere nicht in der Kassa des Reisebueros (in Euro zirka 60,-!) und wir sollten am Abend wiederkommen. Unglaublich diese Unfaehigkeit, aber was solls, wir wollten unser Geld zurueck und liessen uns nicht abschuetteln. Um 20:30h war es dann endlich soweit und ein Bote mit einem Kuvert ueberbrachte uns tatsaechlich unser Geld und so konnten wir am naechsten Tag um 7:00h starten.
Dabei wurden wir gemeinsam mit anderen Touris zuerst von La Paz raus auf den La Cumbre Pass gebracht. Wir erreichten dort auf 4.640m den hoechsten Punkt der Strasse und auch unseren Startpunkt. Bei herrlichem, wolkenlosem Himmel wurden fuer uns die Mountainbikes startklar gemacht, um einige Stunden spaeter auf einer Seehoehe von nur 1.200m in der kleinen Ortschaft Yolosa anzukommen. Zirka 64km reine Downhillstrecke mit nur einem kleinen Bergaufstueck versehen. Diese Strecke hat auch den Beinamen "El Camino de la Muerte", die "Strasse des Todes" oder wird auch als "The Most Dangerous Road of the World" bezeichnet. Frueher waelzte sich auch der gesamte Schwerverkehr ueber diese Strecke und forderte fast taeglich Todesopfer, heute gibt es eine Umfahrungsstrasse und die Schotterpiste wird fast ausschliesslich von Touristengruppen mit den Fahrraedern befahren. Trotzdem muss man in jeder Kurve hochkonzentriert sein, bei einem Ausrutscher drohen steile Abhaenge bis zu 700m! Mit vielen Pausen zum Ausrasten und Fotografieren erreichten wir schlussendlich unseren Zielort und konnten uns dort am Buffet laben. Bereits am naechsten Tag stiegen wir wieder auf die Raeder und erkundeten mit einem Guide die Umgebung der Ortschaft Coroico, wir radelten dabei entlang wunderschoener tropischer Landschaft.

DSCN6726
DSCN6716

Nach einigen weiteren Gruenden zum Aergern mit den Organisatoren, auf die ich hier aber nicht wieder im Detail eingehen moechte, wurden wir am naechsten Tag mit einem Allradfahrzeug 4 Stunden flussabwaerts an den Startpunkt unserer 3-Tages-Bootstour gebracht. Insgesamt waren wir nur 5 Touristen (1 Australierin, 2 Kanadier und wir) an Board des kleinen Bootes. Wir fuhren dabei vorbei an Goldgraebersiedlungen und tropischen Regenwald den Rio Bení entlang in Richtung Madidi-Nationalpark bzw. Rurrenabaque im bolivianischen Amazonastiefland. Uebernachtet haben wir dabei in Zelten an den Flussbaenken und tagsueber gab es die Gelegheit zu Dschungelwalks mit unserem Guide Ivan. An Tieren gab es dabei aber noch nicht allzuviel spannendes zu entdecken, ausser einer Horde Wildschweine, Blattschneiderameisen und Voegel.

DSCN6743
DSCN6767

Wir waren dann recht froh, als wir in Rurre wiedermal in einem ordentlichen Zimmer mit weichem Bett schlafen konnten. Auch die Dusche mit heissem Wasser genossen wir so richtig.
Ganze 2 Tage goennten wir uns zum Erholen, bevor wir uns fuer die naechste Tour entschieden. Wir buchten eine 3-Tages-Tour in die als Pampas bezeichneten Flusslandschaft und Feuchtsteppe nahe Santa Rosa. Dort wurden wir auf verschiedenen Exkursionen zu Fuss, meistens jedoch per Boot durch unglaublichen Tierreichtum ueberrascht. Ein kleiner Auszug an Tieren, die wir dabei zu Gesicht zu bekamen: jede Menge Alligatoren, 1 Anaconda, rosarote Flussdelfine, 3 verschiedene Affenarten, Capybaras(=Wasserschweine), viele Schildkroeten, unzaehlige verschiedene Vogelarten,...
Am letzten Tag konnten wir uns beim Piranhafischen beweisen und Ursi hat dabei von unserer Gruppe die meisten dieser gefraessigen Fische an Land gezogen!
Die Tour hat sich echt gelohnt und es ist unglaublich faszinierend wie unterschiedlich doch dieses Land ist, Hochgebirge und Dschungel so knapp nebeneinander.
Heute Nacht steht uns wieder mal eine laengere Busfahrt bevor, 16 Stunden nach Trinidad, danach noch einmal 12 Stunden nach Santa Cruz. Von dort werden wir dann mit dem Zug die 640km lange Strecke an die brasilianische Grenze zuruecklegen. Mehr darueber beim naechsten Mal. Hasta luego!

DSCN6802
DSCN6896
DSCN6880
DSCN6830
DSCN6849
DSCN6876
DSCN6839

Kontakt

dieweltreisenden@gmx.at

Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.

Augustinus Aurelius, Philosoph

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Menü

Aktuelle Beiträge

Heimkommen
Am 19. Dezember um Punkt 19:43 war es also soweit:...
dieweltreisenden - 30. Dez, 12:04
Finale in Bogota
Santa Fe de Bogota, wie die Hauptstadt Kolumbiens genau...
dieweltreisenden - 18. Dez, 16:58
Was fuer ein tolles Finale
Lieber Roli, Liebe Ursi, Ihr seid super, Spitzenklasse,...
chandl - 9. Dez, 21:05
Ecuadorrr und Galapagos...
Plan B war also der urspruenglich nicht eingeplante...
dieweltreisenden - 9. Dez, 02:07
Drogen, Kunst und Krankheit:...
Wieder einmal eine Nachtbusfahrt bei Kuehlschranktemperaturen,. ..
dieweltreisenden - 23. Nov, 15:52

Zufallsbild

DSCN6579

Suche

 

Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten!

Web Counter-Modul


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren