Montag, 9. Juni 2008

Perus Sueden - Auf den Spuren der Inkas

Um von Puno, am Titicacasee gelegen, nach Cusco, der ehemaligen Inkahauptstadt, zu gelangen, waehlten wir einen recht komfortablen Bus, der am Weg Halt bei verschiedenen (archaeologischen) Sehenswuerdigkeiten machte. So konnten wir zum Beispiel die Grabtuerme von Sillustani bewundern wie auch das prunkvolle Innere einer von aussen eher unscheinbar wirkenden Kirche. Aufgrund der ueppigen Fresken und des reichlich mit Gold verzierten hoelzernen Altars wird sie auch " Die sixtinische Kapelle Amerikas" bezeichnet.
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Am spaeten Nachmittag kamen wir im 3400m hoch gelegenen Cusco, das heute ca. 320.000 Einwohner zaehlt, an. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, die Sonne ging mittlerweile schon unter, wagten wir den ersten Spaziergang durch die beruehmte Altstadt, die zum UNESCO - Welkulturerbe gezaehlt wird. Was uns als erstes fast regelrecht umgehauen hat war die unglaubliche Menge an internationalen Touristen, die sich hier tummelte. Diese brauchen natuerlich Unterkuenfte, Restaurants und Souvenirlaeden - von allen dreien gab es in Huelle und Fuelle. Fuer jedes Geldboersel ist was dabei, fuer die dicken am allermeisten ;-)
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Ursi, Lama und Chola

Und dann die Gebaeude selbst: Der Plaza de Armas (= "Platz der Waffen", so heisst uebrigens fast jeder Hauptplatz einer suedamerikanischen Stadt) ist eine Wucht: Er ist gesaeumt von zwei maechtigen Kirchen mit prunkvollen Fassaden und kolonialen Buergerhaeusern, die mit kunstvoll geschnitzten Balkonen verziert sind. Diese naechtlich belaeuchtete Pracht und Herrlichkeit erdrueckte uns fast.
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UN-GLAUB-LICH mit welcher Praepotenz und Ignoranz sich die spanischen Konquistadoren erdreist haben saemtliche Anlagen der damals herrschenden Inka-Kultur niederzureissen und just an der selben Stelle ihre eigenen Tempeln der Macht - die Kirchen und Kathedralen - hinzupflanzen!
So blieb im Zentrum Cuscos an Inkaarchitektur kaum etwas erhalten. Einige Stellen gibt´s wo man die ausgekluegelte Steinbauweise - ein Granitblock fuegt sich ohne Zuhilfenahme von Moertel fugenlos an den anderen, noch bewundern kann. Besonders auffaellig ist dort der 12-eckige Stein!
Um die Stadt herum sind allerdings noch einige Ueberreste des Inkazeitalters vorhanden, so auch im etwas entfernteren sog. "Heiligen Tal". Die Staetten dort, allen voran Pisac und Ollantaytambo besuchten wir auch. Und obwohl uns viele versicherten, dass diese Orte im Vergleich zu Machu Pichu, DER Inka - Hauptsehenswurdigkeit, wenig darstellten, waren wir von den in die steilen Haenge gebauten Anlagen und den Terrassenfeldern schon sehr beeindruckt.
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Landschaft beim Heiligen Tal/landscape near the Sacred Valley

Machu Picchu: Das Besuchen dieser weltbekannten Inkastadt sollte einen weiteren Hoehepunkt unserer Reise darstellen und urspruenglich wollten wir gleich im Anschluss an unseren Cuscoaufenthalt dort hin, waere da nicht die Schlechtwettervorhersage gewesen, die uns einen Strich durch die Rechnung machte und unsere Laune kurzfristig sinken liess. Denn Fotos von Machu Picchu bei Schlechtwetter kannten wir schon zur genuege - wir wollten diese mystische Stadt bei Sonnenschein geniessen!
Lange ueberlegten wir hin und her bis wir zu dem Entschluss kamen dem Wetter und uns selber nochmal eine Chance zu geben. So aenderten wir kurzfristig unsere Plaene und fuhren weiter in den Sueden in die ueber 800.000 Einwohner zaehlende Stadt Arequipa. Sie glaenzt, wie sollte es anders sein, durch ihre Kolonialarchitektur und sie wird auch "Die weisse Stadt" genannt, da ihre Gebaude aus einem sehr hellen, fast weissen Vulkangestein konstruiert sind. Apropos Vulkane: Arequipa wird beherrscht durch die in unmittelbarer Umgebung liegenden Vulkane "Misti" (5822m) und "Chachani" (6057m)!
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Vulkan Misti
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Was machten wir in dieser Stadt?
Erstmals quartierten wir uns in einer sehr zentral gelegenen, aber superguenstigen Privatpension, die uns zwei befreundete Kanadier vor langer Zeit empfohlen hatten, ein. Es duerfte sich echt fast um die preiswerteste Absteige Arequipas gehandelt haben, denn ausser uns zwei Sparfuechsen trafen wir dort: zwei Tschechen, die gerade von ihrer Misti-Besteigung erfolgreich zurueckkamen (die beiden stammten uebrigens aus Hodonín) und ploetzlich tauchte eine blondierte Mitfuenfzigerin, eine Ungarin, auf, die uns, sehr skurril, Announcenzettel fuer ihre Ferienwohnung am Plattensee in die Haende drueckte!
Zurueck aber zu unserem Sightseeingprogramm: Wir besichtigten ein Museum, in dem wir, exlusiv fuer uns zwei, eine sehr gute Fuehrung in deutsch(!) erhielten. In diesem Museum wurde eine spezielle Mumie ausgestellt: "Juanita", ein wahrscheinlich 13 -jaehriges Maedchen, das die Inka den Goettern, die diese auf den Vulkanen beheimatet sahen, ebendort opferten. Der Koerper, der nicht mumifiziert wurde, konnte aufgrund der am 6288m hohen Vulkan Ampato herschenden tiefen Temparaturen so gut erhalten bleiben. Heute geben "Juanita" , aufbewahrt in einem Glaskasten mit - 19 Grad Celsius, und all die anderen Fundstuecke ein Zeugnis ueber die Sitten und Brauche der Inka vor gut 500 Jahren ab. Sehr, sehr eindrucksvoll!
Wir statteten auch dem Kloster Santa Catalina einen Besuch ab. Dieses wurde im 16. Jahrhundert erbaut und ist genaugenommen eine Stadt in der Stadt. Erst seit 1970 ist es oeffentlich zugaenglich, vorher lebten die Nonnen darin voellig abgeschieden von der Aussenwelt!
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Erwaehnung finden muss auch das Nachtleben von Arequipa: Die Bars uebertrumphten sich gegenseitig mit unschlagbaren (und unwiderstehlichen) Happy-Hour-Angeboten. Da konnten wir ja kaum nein sagen und genossen deshalb nicht nur einen Pisco Sour, der in Peru, ganz ehrlich gesprochen, viel besser schmeckt als in Chile.
Um mit den kulinarischen Genuessen fortzufahren: Wir probierten eine ganz besondere Speise: Nachdem wir uns zuvor schon durch "Antecucho" (= feinblaettrig geschnittene Rinderherzen am Spiess gegrillt , mit scharfer Sosse serviert), Alpacasteaks (null Cholesterin und trotzdem geschmacklich umwerfend) und Ceviche (roh marinierter Fisch) gekostet haben, war nun das "Cuy" (= Meerschweinchen) an der Reihe, von uns verzehrt zu weden.
Lange habe ich davon gesprochen, doch als es dann mit Schaedel (also Ohren, Augen und Gebiss inklusive) plattgedrueckt auf meinem Teller lag, da bekam ich dann doch ein wenig Schuldgefuehle! Ach ja, die Minimeerchweinchenleber und die Minimeerschweinchennieren musste ich auch noch sezieren!
Viel unterscheidet sich das Viech ja nicht mehr von dem Ratz am Spiess, den die Chinesen angeboten haben! Naja, und geschmacklich war´s auch nicht der volle Wahnsinn, zu fett und zuviel Haut und Knochen! Roli stand mir um nichts nach und bestellte "Triple", das ist gefuellter Paprika an knusprigem Schweinebauch und gekochten Schweinsfuessen! Nach dieser Voellerei haette uns nur mehr ein Obstler retten koennen!
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vorher/before
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nachher/after

Tags darauf gings mit einer gefuehrten Tour zum nahe gelegenen Colca Canyon, der mit Hoehenunterschieden bis zu 3000m zu den tiefsten Schluchten der Welt zaehlt. Am sogenannten "Cruz del Condor", einem Aussichtspunkt, konnten wir so gegen 8 Uhr morgens auch tatsaechlich vier der maechtigen Andengeier beobachten, wie sie sich majestaetisch, fast ohne jeglichen Fluegelschlag in die Hoehe schraubten.
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Folklore tanzende Kinder/ children dancing folclore
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Cruz del Condor mit Condor/ with Condor!

Dann fuhren wir ueber Nacht zurueck nach Cusco, quartieren uns tagsueber in ein billiges Bahnhofshotel ein uns brachen abends Richtung Machu Picchu (= alter Berg) auf.
Diese Inkastadt, auf einem luftigen Bergsattel gelegen und erst 1911 erforscht, wurde aufgrund seiner geschickten Lage nie von den spanischen Eroberern entdeckt. Sie wurde erst ca. 1450 erbaut und im halbfertigen Zustand aufgelassen. Ungefaehr 1000 Menschen haetten in dieser festungsartigen Anlage leben koennen.
Es gibt im Prinzip drei Varianten zu dieser entlegenen Sehenswuerdigkeit, zu der keine Strassen fuehren, zu gelangen:
1. Zu Fuss ueber den 4-taegigen beruehmten Inkatrail, der aber mittlerweile reglementiert ist und mindestens ein halbes Jahr im voraus gebucht werden muss oder ueber andere alternative Treks, die aber noch mehr als vier Tage beanspruchen.
2. Mit dem Zug von Cusco nach Aguas Calientes. So heisst der Ort bei Machu Picchu, in dem alle Touristen uebernachten. Klingt schoen und angenehm, ist es wahrscheinlch auch, wenn da nicht diese horrend ueberteuerten Ticketpreise waeren, die sich die (mittlerweile privatisierte, englische!) Perurail verlangen traut, da ist die OEBB billig dagegen! Nichts fuer Leute, die aufs Budget schauen muessen.
Bleibt,
3. nur mehr der Weg hinten rum: Die Strecke ,eine unglaubliche Bergstrasse, wird mit verschiedenen Bussen absolviert, letztendlich kommt man am Ende der Bahngleise (nur hinter MP) raus, die kann man dann entlang laufen und man kommt auch, geschafft zwar, in Aguas Calientes an. Das haben wir gemacht, die Anreise dauerte zirka 12 Stunden, fuer eine Strecke wohlgemerckt, die Luftlinie nur 75 km betraegt!
Noch am selben Tag sind wir auf den Vis-a-Vis Berg namens Putukusi von Machu Picchu gestiegen. Ueber fast senkrechte Leitern und sehr ausgesetzte Steinstufen sind wir die 600 Hoehenmeter erklommen. Oben hat sich eine gewaltige Aussicht auf Machu Picchu und das gesamte Tal dargeboten - a Waohnsinn!
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im Hintergrund der Putukusi/in the background the Putukusi

Wir konnten uns nicht lange ausruhen, denn der Ehrgeiz packte uns und wir wollten den Sonnenaufgang ueber der Inkastadt erleben. So mussten wir am naechsten Tag schon um 3:45 aus den Federn, damit wir, wieder zu Fuss, den Macchu Picchu erklimmen konnten um noch vor der ersten Busladung Touristen vor den Eingangstoren, die um 6:00 Uhr oeffneten, zu stehen.
All unser Taktieren und unsere Muehen wurden belohnt: Bei wolkenlosem Himmel konnten wir beobachten wie die Sonne die verlorene Stadt in ihren Glanz tauchte!
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Klar waren wir nicht die Einzigen, die dieses Schauspiel verfolgten, aber die Besucherstroeme hielten sich in Grenzen. Erst ab ca. 10 Uhr vormittags fielen die Touristen regelrecht in Massen ein, da hatten wir unsere Besichtigung aber schon fast abgeschlossen.
Machu Picchu verspricht wirklich nicht zu viel. Die Lage und die Anordnung der "Gebaeude" hat einen eigenen Zauber. Wir waren sehr beeindruckt und wurden kurzfristig von der Mystik, die dieser "Haufen Steine" ausstrahlte, gefangen genommen.
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Zurueck in Cusco holte uns die bittere Realitaet wieder ein: Oesterreich verlor in seinem Auftaktmatch 0:1 gegen Kroatien, da half all unser Mitfiebern, Daumendruecken und Wimpelwacheln nichts.
Wir wollen unseren dreiwoechigen Peruaufenthalt noch wuerdig bei einem leckeren Alpacasteak abschliessen, bevor wir uns heute mit dem Nachtbus wieder uber die Grenze nach Bolvien schmeissen um dort schoen langsam aber bestaendig den Weg nach Osten, sprich Brasilien, aufzunehmen.

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