Samstag, 24. Mai 2008

Bolivien - Am Lago Titicaca

Nach dem lauten und hektischen La Paz sehnten wir uns nach Natur und Stille. Beides fanden wir am Titicacasee. Dieser ist der einer der hoechstgelegenen (3800m ue. M.) schiffbaren Seen der Welt und ca. 13 x so gross wie der Bodensee!
Schon die ersten Ausblicke vom Bus auf den blitzblauen See liessen uns frohlocken: Endlich wieder mal Wasser!
Unser erstes Ziel war Copacabana, ein kleines Staedtchen in einer schoenen Bucht am Ufer des Sees gelegen. Dort quartierten wir uns fuer 2 Naechte ein und genossen die Ruhe und die waermenden Sonnenstrahlen tagsueber sowie die in allen Restaurants feilgebotene "Trucha (= Forelle) criolla" (eigentlich eine Barschart).
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Touristische Hauptattraktion ist hier aber die "Isla del Sol"(= Sonneninsel), in der Inkamythologie der Geburtsort des ersten Inka. Viele Touristen besuchen die Insel im Zuge eines Tagesausfluges, wir beschlossen aber, zwei Naechte dort zu verbringen, was sich im Nachhinein betrachtet, wirklich gelohnt hat.
Wenn man sich mit dem Boot der Insel langsam naehert, macht ihre Oberflaeche den Eindruck, als ob sie gerillt waere, an Land bekommt man die Erklaerung dafuer: Es handelt sich um kleinste Terassenfelder, die emsig von Hand bearbeitet werden.
Unsere Weg fuehrte uns ueber einen von Menschen und Tieren ausgeretenen Pfad in die erste Ortschaft - ja, es leben ca. 5000 Leute auf dem Eiland! Dort ergatterten wir mit Glueck ein traumhaftes Zimmer: Panoramablick ueber den glitzernden See, dahinter majaestaetisch thronend die schneebedeckten Gipfel der 6000er der Cordillera Real des Andenmassivs! Da bleibt einem die Spucke weg, da fehlen einem regelrecht die Worte bei soviel Naturschoenheit!
Der Sonnenuntergang, der die Farben der Insel erst recht zur Geltung bringt, war ein Spektakel fuer sich!
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Tags darauf entschlossen wir uns zum gut 17 km langen Inselrund-
wanderweg, der uns auch an alten Inkaruinen vorbeifuehrte. Zu sehen war unter anderem noch ein Steinaltar, an dem die Inselbewohner noch heute Zeremonien abhalten. So zum Beispiel opfern sie "Pachamama" (=Mutter Erde) ein Lama, und bitten um Erlaubnis, das Erdreich barbeiten zu duerfen, bevor ausgesaet wird.
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Wir passierten auch die Doerfer und konnten so das alltaegliche Leben der Einwohner gut beobachten, das hauptsaechlich aus harter Feldarbeit bestand. Angebaut werden Kartoffel, Mais, Bohnen, Gerste, Quinoa. Dadurch, dass gerade Erntezeit war, herrschte wirklich Hochbetrieb auf den Minifundien, jede hilfreiche Hand war wichtig, denn maschinell wird hier nicht gearbeitet - wie bei uns vor mindestens 80 Jahren!
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Die Insel erhielt auch erst vor sechs Jahren Elektrizitaet, es gibt hier keine Autos, nicht einmal Mopeds, geschweige denn Fahrraeder - die holprigen, steinigen Wege koennen nur zu Fuss bewaeltigt werden, die Lasten schleppten wieder mal die geduldigsten aller Tiere, die Esel.
Wir fragten uns, ob bei so hartem Leben auch Zeit fuer´s Feste feiern oder einfach nur zum Ausspannen bleibt.
Der Besitzer unseres Lieblingsrestaurants gab uns bereitwillig und gerne in einem informativen Gespraech Antwort auf unsere Fragen. Ja, die Menschen feiern hier auch Feste, und es gibt Zeiten mit weniger oder keiner Feldarbeit: Zum Beispiel wird 8 Tage lang die Arbeit niedergelegt, wenn ein Bewohner stirbt!
Wie wir auch weiter erfuhren gibt´s auf der Insel keine Polizei, die Einwohner regeln sich nach altthergebrachten Kodizes ihr Zusammenleben selber, es gibt mehrere gewaehlte "Inselaufseher", die die Funktion einer Polizei ausueben. Bei Streitigkeiten wird auf den Heiligen Berg gegangen und unter Oeffentlichkeit die Sache bereinigt.
Der Inselaufenthalt war eine echte Bereicherung, wehmuetig verliessen wir dieses Kleinod - mit dem richtigen Lesestoff wuerde es man hier echt laenger aushalten.
Wieder am Festland, fuhren wir tags darauf von Copacabana ueber die Grenze nach Peru in die Stadt Puno, ebenfalls am See gelegen.
Hier gab´s die naechste Touristenattraktion: Die schwimmenden Inseln der Uros, einem prae-Inkavolk.
Auf insgesamt 45 von menschenhand konstruierten Schilfinseln leben heute noch 2000 Menschen. Urspruenglich diente diese Lebensweise am Wasser dazu, den kriegerischen Angriffen der Inkas besser ausweichen zu koennen.
Heute profitieren die Einwohner natuerlich stark von den touristischen Einkuenften.
Wir fanden den Besuch trotz aller touristischer Ausschlachtung sehr beindruckend. Unserer Meinung nach muss mehr als nur Tourismusmaschinerie hinter dieser traditionellen Lebensweise stecken, denn wer lebt heutzutage schon gerne freiwillig auf einer schwimmenden Strohinsel ohne den Annehmlichkeiten am Festland?

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