Freitag, 7. März 2008

In Patagonien 5 - Eiscreme und Schokolade in der Argentinischen Seenregion

Vor zirka 2 Wochen fuhren wir ueber die Anden und somit wieder nach Argentinien zurueck. Es dauerte nur ein paar Stunden, um uns wieder umzugewoehnen, andere Leute, andere Waehrung, andere Speisekarte, anderes Spanisch,... - faszinierend und verwunderlich zugleich, wie unterschiedlich die beiden Nationen Chile und Argentinien doch sind.
Zum Abschluss unseres zweimonatigen Patagonienaufenthalts haben wir uns einen Leckerbissen aufbehalten - die sogenannte Argentinische Schweiz, die uns auch ein wenig ans Salzkammergut erinnert. Rund um die Stadt Bariloche im Nationalpark Nahuel Huapi gibt es unzaehlige Seen mit glasklarem Wasser, die zum Baden einladen. Auch Berge gaebe es hier genug zu besteigen, wir waren aber mittlerweile vom vielen Wandern etwas muede und setzten mehr auf Erholung. Die Seen sind fuer unsere Verhaeltnisse zwar eher kalt (unter 20 Grad Celsius), dafuer umso erfrischender. Die Stadt ist auch beruehmt fuer die Herstellung von Schokolade und Eis. Davon konnten wir uns ueberzeugen und kosteten uns durch die zahlreichen Sorten durch -einfach ein Traum!
Nicht verwunderlich ist, dass sich hier auch viele Mitteleuropaeer niedergelassen haben und es aufgrund der geografischen Gegebenheiten auch eines der groessten Skigebiete Suedamerikas gibt. San Carlos de Bariloche ist daher auch eines der groessten Touristenzentren Argentiniens und sowohl im Sommer wie im Winter gut besucht. Leider existiert auch ein anderes Gesicht, so haben unter der deutschsprachigen Gemeinde hier in Bariloche zumindest einige Mitglieder einen sehr zweifelhaften Ruf. Erst im Jahr 1994 wurde hier der ehemalige SS-Hauptsturmfuehrer Erich Priebke "enttarnt". Er lebte hier fast unbehelligt, verbreitete weiter sein Gedankengut, kam an einflussreiche Positionen und wurde Vorstand der deutschen Schule! Es ist uebrigens eine traurige Tatsache, dass, so wie Priebke, zirka 200-300 ehemalige NS-Funktionaere ueber die sogenannte "Rattenlinie" mit gefaelschten Papieren und Mithilfe des Vatikans ueber Italien nach Argentinien fluechteten, hier untertauchten und sich so der heimischen Justiz entzogen.

Zweiter Anlaufpunkt neben dem doch sehr touristischen (aber wunderschoenen) Bariloche war El Bolson, eine ehemalige "Hippie-Kolonie" 120km suedlich. Dort lebt man noch so eine Art Gegenkultur, die Stadt wimmelt vor (Lebens)Kuenstlern aller Art, die ihre Waren auf einem grossen Markt darbieten. Dazu gibts selbstgebrautes Bier und Produkte aus oekologischer Landwirtschaft, auch riecht es nicht nur nach Raeucherstaebchen ... War echt nett, dort ein paar Tage zu verbringen und die "Vibes" (Reggaemusik war an jeder Ecke zu hoeren) auf uns wirken zu lassen - auch die Landschaft rund um den Ort ist traumhaft schoen. Am Campingplatz kamen wir sogar erstmals in den Genuss eines traditionellen Asados. Dabei wurde eine ganze junge Ziege ueber offenem Feuer auf einem Spiess durchgebraten und im Anschluss in Verbindung mit (zu)viel Rotwein verspeist. Sehr archaisch, aber gut. Bei dieser Gelegenheit kamen wir auch sehr viel zum Spanischsprechen und haben einige sehr nette Leute kennengelernt.
Heute fahren wir mit dem Bus 19 Stunden zurueck in die Grossstadt nach Buenos Aires und verabschieden uns somit nach fast genau zwei Monaten aus Patagonien. Dies war doch eine ziemlich lange Zeit, die es aber brauchte, um diesen einpraegsamen Teil Suedamerikas zu erleben und zu erspueren. Zwei Monate, die sich ausserordentlich gelohnt haben! Verabschieden werden wir uns auch von unserem Zelt, das uns sehr gute Dienste geleistet hat. Insgesamt haben wir 40(!) Naechte darin verbracht.

Bariloche - Nationalpark Nahuel Huapi
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Chocolate!!!
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El Bolson und Umgebung
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Traditionelles Asado
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Donnerstag, 21. Februar 2008

In Patagonien 4 - Vielfaeltiges Chile

Seit unserem letzten Beitrag hat sich wieder vieles ereignet, dieser Eintrag soll ein Versuch sein, das Erlebte in einem Text wiederzugeben:
Am 8. Februar verliessen wir Puerto Natales mit dem Versorgungs-und Transportschiff "Evangelistas", um drei Tage spaeter im ca. 2300 km noerdlich gelegeneren Puerto Montt anzulegen. Nach den langen Wanderungen genossen wir die grossteils ruhige Reise, die durch die labyrinthartige Fjordlanschaft, vorbei an unzaehligen unbewohnten Inseln, fuehrte. Wir kamen an Gletschern, die Teil der riesigen patagonischen Eisfelder sind, vorbei. Nur eine einzige Siedlung, Puerto Eden, befindet sich in dieser unwirtlichen Inselwelt. Dort legten wir auch vor Anker, um die wenigen Einwohner, die grossteils von den Kaweskar (Ureinwohner) abstammten, mit Guetern zu versorgen. Diese Indigenas lebten frueher grossteils im Familienverband am Boot und tauchten im eiskalten Wasser nach Meeresgetier, ihrer Hauptnahrungsquelle! Unglaublich!
Wie gesagt, die Schiffahrt verlief innerhalb der Kanaele ruhig, nur einmal musste die "Evangelistas" hinaus auf den offenen Ozean und das reichte aus, dass Roland seekrank wurde, mir selber war auch etwas mulmig zumute, sodass ich mich besser nur am obersten Deck und an der frischen Luft aufhielt.
Langweilig wurde uns nie, denn die Crew bemuehte sich die ca. 220 Fahrgaeste, hauptsaechlich Touristen, zu unterhalten. Ausserdem hatten wir echtes Glueck mit unseren "Kabinen-Co's", Mari aus Irland und Justin aus Neuseeland, mit ihnen verstanden wir uns praechtig.
In Puerto Montt besorgten wir uns rasch zwei Bustickets auf die nahegelegene Insel Chiloe. Sowohl Reisefuehrer als auch Reisende, die wir trafen, empfahlen uns die Insel, da sie als sehr sagenumwoben und urspruenglich geschildert wird. Nun, tatsaechlich fanden wir nicht vor, was wir den Berichten nach erwartet haetten. Fischindustrie (Lachszucht), kommerzialisierter Tourismus und rege Bauarbeiten hinterliessen ihre Spuren und gaben uns nicht das Gefuehl der Abgechiedenheit. Aus diesem Grund blieben wir nicht lange und zogen weiter in die sogenannte chilenische Seenregion, deren Landschaft auch von den umliegenden Vulkanen gepraegt ist. Unser erstes Ziel war die Kleinstadt Puerto Varas, am Llanquihue-See (zweitgroesster See Chiles) und nahe am Vulcan Osorno gelegen. Der Ort wurde 1854 von deutschen Auswanderern gegruendet. Das war echt ein nettes Plaetzchen, nicht nur weil wir uns im Hostel (Compass del Sur) wohlfuehlten, sondern weil die Struktur des Staedtchens, die rustikale Bauweise und die Lage uns irgendwie an zuhause erinnerte. Puerto Varas diente uns als Ausgangsort fuer einen weitere 4-Tages-Wanderung, die wir aus unserem sehr nuetzlichen Trekkingfuehrer (!) auswaehlten: Wir fuhren mit dem Bus eine gute Stunde zum "Lago Todos Los Santos", um den keine Strassen herum fuehren, und liessen uns mit dem Boot ungefaehr bis zur Mitte des Nordufers bringen. Das dauerte auch noch mal 1 1/2 Stunden. Von dort gingen wir zu Fuss weiter mit dem Ziel vor Augen, den noerdlich gelegeneren "Lago Rupanco" zu erreichen. In diesem entlegenen Tal trafen wir, so kitschig das klingt, auf das Paradies. Die Landschaft ist dort gepraegt vom Valdivianischen Regenwald, ein Wald der seinesgleichen sucht, der einfach maerchenhaft ist: Moosbewachsene und flechtenbehangene Baumriesen neben ueppigen Bambusstauden, mannshohen Farnen, baumgrossen Fuchsienstauden, durchzogen von glasklaren Baechen mit smaragdgruenem Wasser! Wir wurden begleitet von Vogelgezwitscher, Schmetterlingstanzen, Geruechen nach Moder und wilden Kraeutern. Wenn dann noch ein Kobold oder ein Einhorn aufgetaucht waeren, wir haetten uns nicht gewundert! Keine Filmkulisse koennte schoner sein! Die Wege waren teilweise nicht einfach zu begehen: Ueber die Fluesse fuehrten sehr fragile wackelige Haengebruecken, die Pfade, vom Vieh und den Pferden ausgetreten (ja, es leben auch noch Bauern in dieser Gegend), dass ein regelrechte Hohlwege entstanden mit bis zu 3m hohen moosbewchsenen Waenden, unmoeglich fuer das Tageslicht, um durchzudringen! Dementsprechend matschig war der dunkle, fruchtbare Boden. Einmal konnten wir uns in so einem Hohlweg gerade noch auf die Boeschung hinaufretten, denn promt kam uns ein Bauer mit seinen zwei Ochsen entgegen!
Zweimal blieben wir uebernacht bei den sogenannten heissen Quellen von Callao. In einem einfachen hoelzernen Badehaus standen zwei ausgehoehlte Baumstaeme, die gespeist wurden mit ca. 45 Grad heissem Wasser - eine Wohltat nach der Wanderung! Das dritte Mal schlugen wir unser Zelt bei einem kleinen See auf, ein Platz so idyllisch und einsam wie man ihn in Oesterreich kaum oder auch gar nicht mehr findet. In der Naehe gibt es eine kleine Farm, der Baeuerin kauften wir Brot und Eier ab und so hatten wir fuer den naechsten Morgen ein fuerstliches Fruhstueck mit Blick auf den noch nebelumwogten See!
Mittlerweile hat uns die Zivilisation wieder, naechster Stopp war Valdivia,eine Unistadt mit ca. 140 000 Einwohnern, 15 km vom Pazifik entfernt und inittem von Fluessen gelegen. Dort gab es einen traumhaften Fischmarkt entlang der Flusspromenade und die faulen Seeloewen sonnten sich dahinter und warteten nur darauf, ein paar Brocken der Fischabfaelle zu ergattern.
Von Valdivia gings weiter nach Pucon, dem Velden (oder besser Kitzbuehel?) von Chile. Auch dieser Ort liegt an einem See, dem Lago Villarrica, benannt nach dem gleichnamigen benachbarten, noch aktiven Vulkan. Dessen Besteigung stellt neben vielen anderen Outdooraktivitaeten die Hauptattraktion dar. Urspruenglich wollten wir auch diesen 2847 m hohen "Kegel" besteigen, kamen von unserer Idee aber aus diversesten Gruenden wieder ab. Die zwei Tage hier wollen wir mit Mountainbiken und Faulenzen am Seestrand verbringen, ausserdem gilt es noch einiges zu Organisieren. Bustickets fuer die Weiterfahrt nach San Carlos de Bariloche (und somit Rueckkehr nach Argentinien) haben wir schon organisiert. Dort wollen wir uns noch einmal mit Wandern austoben bevor es in der ersten Maerzwoche nach Buenos Aires zurueckgeht, um dort bald darauf meine Schwester Nelli mit ihrem Freund Riccardo in Empfang zu nehmen - juhuhh!

unser Schiff Evangelistas/our ship Evangelistas
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Holzkirche auf Chiloe/wooden church at Chiloe
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Vulkan Osorno
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Chilenischer Traktor/chilenean truck
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Haengebruecke/rope bridge
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Abwasch am Fluss/dishwashing at the river
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Morgenstimmung/morning mist
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Lago Rupanco
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Fischmarkt Valdivia/fish market Valdivia
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Vulkan Villarica
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Donnerstag, 7. Februar 2008

In Patagonien 3 - Durch Chiles tiefen Sueden

Unaufhaltsam geht's nun Richtung Norden, mittlerweile haben wir auch die Grenze nach Chile ueberschritten. Unsere erste Station im Land der geographischen Extreme (Nord-Sued-Ausdehnung 4000km! und durchschnittlich nur 180km breit) war Punta Arenas, die suedlichste Stadt am Festland Chiles. Die Stadt gefiel uns recht gut und besitzt eine schoene historische Altstadt, an deren Rande wir 2 Naechte im Garten eines Hostels verbrachten. Gleich von Beginn an fielen uns doch betraechtliche Unterschiede zum Nachbarland Argentinien auf: statt Pizzen und Steaks finden sich auf der Speisekarte ploetzlich jede Menge Fisch und Meerestiere, das Spanisch ist komplett anders und wird mit fast doppelter Geschwindigkeit gesprochen, dafuer wirken die Leute aber wesentlich zugaenglicher und an Touristen interessierter und wir kamen bisher mit wesentlich mehr Leuten ins Gespraech. Generell kann man sagen, dass der Standard, auch der Unterkuenfte und Toilletten (es gibt wieder Seife und Klopapier!) doch etwas hoeher ist, leider aber auch die Preise, um ca. 30-50%. Die Chilenen gelten wahrscheinlich nicht zu Unrecht als die Preussen Suedamerikas, die Leute wirken hier wesentlich weniger chaotisch, sehr ruhig und bescheiden, kein Wunder, dass sich die Argentinier und Chilenen nicht sehr koscher sind und bis heute immer wieder kleinere Grenzstreitigkeiten herrschen. Die Argentinier waren vor dem grossen Wirtschaftscrash im Schnitt um einiges vermoegender als die Chilenen und schauten, so erzaehlten uns verschiedene Chilenen, gerne auf die aermeren Nachbarn runter, mittlerweile hat sich das aber umgekehrt, die Argentinier koennen sich Chile nicht mehr leisten und die Chilenen fahren billig nach Argentinien auf Urlaub, so schnell kann sich das aendern.
Genug der Politik, nach 2 Tagen ging es weiter nach Puerto Natales, eine kleine Fischerstadt und Hauptstadt der Provinz Ultima Esperanza, zu deutsch der letzten Hoffnung. Im chilenischen Sommer ist aber nicht der Fischfang im Mittelpunkt sondern der 120km entfernte Nationalpark Torres del Paine, der die Besucherscharen hierher stroemen laesst. Nach ein paar Tagen im Hostel (endlich wieder mal richtige Betten und noch dazu ein Doppelzimmer!) und dem Verkosten der diversen Meerestiere (Koenigskrabben, Muscheln,...) war auch unser Ziel, den Nationalpark fuer 8 Tage unsicher zu machen. Mit schon deutlich mehr Erfahrung punkto Essenseinkauf und stark verbesserter Kondition wanderten wir insgesamt um die 80km durch die patagonische Bergwunderwelt. Die verschiendensten Landschaftsformen, die man dabei durchquert, waren sehr beeindruckend, von Gletschern bis auf 400m Meereshoehe herab, patagonischer Steppe, steilen Gipfeln und verschiendensten Bachueberquerungen war alles dabei. Im Gegensatz zu El Chalten in Argentinien ist der hiesige Nationalpark aber bereits touristisch wesentlich mehr "entwickelt" mit Restaurants, Huetten, warmen Duschen auf manchen Campingplaetzen,... Das ganze hat dann auch seinen Preis, Eintritt in den Park pro Person EUR 22,- und fuer die diversen Uebernachtungen und Essen verlangt man Preise wie in der Schweiz ohne entsprechenden Service. Fuer uns keine Frage, wir blieben natuerlich unserem Zelt treu und kochten uns jeden Tag selbst unser Sueppchen.
Der Hoehpunkt der ganzen Wanderei war dann am letzten Tag der Sonnenaufgang unter den beruehmten Felsnadeln, den 3 Torres, die dem Park auch seinen Namen gaben. Gemeinsam mit etlichen anderen verrueckten war um 5 Uhr Tagwache und mit Stirnlampen ging's cirka 50min. ueber ein uebles Geroellfeld zum Fusse der 3 Gipfel, die sich nach und nach langsam von rot ueber orange in allen moeglichen Farbschattierungen zeigten, echt beeindruckend und wir hatten das Glueck eines wolkenlosen Morgen. Das Wetter zeigte sich diesmal uebrigens nicht nur von seiner guten Seite und wir lernten die Wetterextreme Patagoniens das erste Mal so richtig kennen. Von starkem Wind bis zu 80km/h, Dauerregen und Graupelschauer war alles vertreten.
Mittlerweile relaxten wir eine weitere Nacht hier in Puerto Natales und warten auf unsere gewaschene Waesche und unsere Weiterfahrt, diesmal nicht im Bus!, wir leisten uns den "Luxus" einer kleinen "Kreuzfahrt" mit der chilenischen Faehre Navimag, die uns in 3 Tagen durch die patagonischen Kanaele und Fjorde nach Puerto Montt bringt, schoene Fotos davon gibt's hoffentlich beim naechsten Mal. Hasto Luego!

Fischerdorf Puerto Natales/Fishing Village Puerto Natales
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Nationalpark Torres del Paine
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Samstag, 26. Januar 2008

In Patagonien 2 - El Fin del Mundo (Am Ende der Welt)

Nun haben wir es doch geschafft bis auf die Insel Feuerland (span.: Tierra del Fuego), auch als Ende der Welt bezeichnet, zu kommen. Wiedereinmal brauchte es unzaehlige Stunden im Bus um hierhin zu gelangen.
Es ist einen Blick in den Atlas wert, um diesen letzten Zipfel Suedamerikas genauer unter die Lupe zu nehmen: Hier dreht sich die Andenbergkette in eine West-Ost Richtung und versinkt foermlich im Meer und bildet dadurch ein schier unueberschaubares Insel- und Fjordsystem. Um vom Festland auf Feuerland zu kommen mussten wir mittels Faehre die Magellanstrasse ueberqueren. Das war eigenrlich sehr unspektakulaer, uns ging es aber irgendwie nahe, denn beide lasen wir zuvor das Buch von Stefan Zweig uber die Abenteuer des besagten Seemanns und Entdeckers. Da beginnt man die Dinge anders zu betrachten, denn das Buch ist echt packend geschrieben und man bekommt eine Ahnung wie hart und entbehrungsreich es damals vor fast 500 Jahren gewesen sein muss, hier einen Seeweg vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean zu finden. Sogar in der heutigen Zeit empfindet man die Gegend hier als sehr unwirtlich und unansprechend! Was erst muss Magellan und seiner Besatzung durch den Kopf gegangen sein! Er und seine Leute waren es, die der Insel auch den Namen gaben, denn in der finsteren Nacht erblickten sie die lodernden Feuer der Indianer.
Uebrigens: Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass die Grenzen zwischen Argentinien und Chile an dieser suedlichsten Spitze sehr eigenartig verlaufen. Und genau diese Grenzen machten ein flottes Fortkommen fuer uns im Bus auch unmoeglich. Denn, da wo Grenzen, sind auch Grenzkontrollen, und die waren wirklich muehsam und langwierig! Mit einem Wort: unnoetig!
Endlich kamen wir um Mitternacht in Ushuaia an, das sich ruehmt die suedlichste Stadt der Welt zu sein. Um 2 Uhr morgens stand unser Zelt. Wir entschieden uns wieder zu campen. Eigentlich wurden wir fast dazu gezwungen, denn es gab kein freies Quartier mehr. Wer glaubt alleine am Ende der Welt zu sein, der irrt. Hier treffen sich alle Arten von Touristen: Backpacker, Kreuzfahrer, Antarktisexpeditionsteilnehmer (die ist ja "nur" mehr 1000 km entfernt) und diejenigen, die es mit ihrem eigenen Vehikel bis hierher geschafft haben (Anfang oder Ende der Panamericana). Im Prinzip hat die Stadt nicht viel zu bieten, ist sogar eher haesslich - aber, und das ist halt der Reiz, sie liegt am Ende der Welt.
Wie gesagt, an dem einzigen Campingplatz, der uebrigens am Fusse einer Schipiste liegt, treffen sich all dies Leute und wir schlichen bewundernd um die Gefaehrte herum und dachten uns, dass es Oesterreicher wohl kaum bis hierher mit dem eigenen Auto schaffen wuerden. Um so groesser war die Freude und Ueberraschung als wir in der Hauptstrasse von Ushuaia einen Landrover Defender mit burgenlaendischem (!) Kennzeichen entdeckten. Wie konnte es anders sein, wir trafen die dazugehoerigen Besitzer - na klar, auf unserem Campingplatz! Es handelte sich sogar um eine vierkoepfige Familie. Bei ein paar Bierchen tauschten wir unsere Reisegeschichten aus. Mit am Tisch sassen noch ein motorradreisendes Paar (Er: Liechtenstein/ Sie: Suedafrika!). Die beiden kannten den Oesipapa uebrigens schon von der Atlantikverschiffung ihrer Vehikel. Die Welt ist klein!
Wir goennten uns fuenf ruhige Tage in Ushuaia, gingen dort im angrenzenden Nationalpark auch noch ein wenig wandern und genossen sonst die Aussicht vom Zelt auf den vor uns liegenden Beaglekanal.
Von nun an kann's nur mehr Richtung Norden gehen (denn eine Antarktisreise zum Last-Minute-Preis um ca. 4000 US$ war uns dann doch zu teuer....).
Faehre Magellanstrasse/Ferry Strait of Magellan
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Blick ueber den Beaglekanal/View over Beagle Channel
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Yachthafen Ushuaia/Marina Ushuaia
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Nationalpark Tierra del Fuego
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Sonnenaufgang/Sunrise
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Montag, 21. Januar 2008

In Patagonien 1 - Trekking im Nationalpark Los Glaciares

Nach neuerlichen 20 Stunden Fahrt durch die teilweise sehr fade patagonische Steppe landeten wir schlussendlich in El Calafate, dem touristischen Hauptort im Nationalpark Los Glaciares. Der Ort selber hat uns nicht unbedingt vom Stockerl gehauen, diente uns aber als Ausgangsbasis fuer die Erkundung der umliegenden Berge und Gletscher.
Gleich am naechsten Tag fuhren wir mit dem Bus zirka 80km zum weltberuehmten Perito Moreno Gletscher und dieser hat uns unglaublich fasziniert. Stundenlang sassen wir vor den riesigen Eismassen und warteten gebannt, gemeinsam mit dutzenden anderen Fotografen darauf, dass sich wieder eine riesige Eisscholle loest und in den darunterliegenden Lago Argentino stuerzt. Dieses Phaenomen wird als Rompe(=Brechen) bezeichnet und wird durch den unglaublich grossen Druck im Eis verursacht. Der Perito Moreno Gletscher ist uebrigens einer der wenigen weltweit, der noch waechst, scheinbar 1 Meter pro Tag.
Eine unglaubliche Begegnung hatten wir auch am Parkplatz vor dem Gletscher. Uns fiel ein brauner Landrover mit hollaendischem Kennzeichen auf. Dieses Auto haben wir doch schon einmal irgendwo gesehen, dachten wir uns, und so kramten wir ein wenig in unseren Erinnerungen. Wie sich in einem Gespraech mit den beiden netten Besitztern herausstellte, sahen wir das Auto tatsaechlich im Jahr 2005 in Bangkok, Thailand, auf einer unserer frueheren Reisen. Die beiden Hollaender haben uebrigens Haus und Wohnung verkauft und sind bereits seit 2003! mit ihrem fahrbaren Untersatz auf der Welt unterwegs.(wen's genauer interessiert www punkt landcruising punkt nl)
Zurueck in El Calafate verbrachten wir unsere Zeit vor allem damit, unsere Ausruestung und Verpflegung fuer die bevorstehende Bergtour zu organisieren. So kauften wir Gaskocher, Campinggeschirr und eine ganze Schachtel an Fressalien wie Reis, Nudeln, Muesli, Trockenfruechte, Suppenwuerfeln und Schokolade. Gemeinsam mit dem Rest an Gepaeck schleppten wir uns irgendwie richtung Busbahnhof und fuhren ins Bergsteiger- und Trekkingmekka El Chaltén. Dort lagerten wir unsere Sachen, die wir fuer die naechsten 4 Tage in den Bergen nicht benoetigten am Campingplatz ein und mit dem "Rest" gings am naechsten Tag bei Kaiserwetter in die suedpatagonische Bergwelt. Der "Rest" waren aber immerhin auch noch geschaetzte 12-15kg pro Person und wir bemerkten bereits auf den ersten hundert Metern, dass wir unser Tempo an das ungewohnte Gewicht anpassen muessen. Die traumhaften Berglandschaft unterhalb der maechtigen Gipfel wie Monte Fitz Roy und Cerro Torre liessen uns aber alle Anstrengungen vergessen und wir dachten nur daran, dass ja nach jedem Essen unser Gepaeck leichter werden wuerde und unser Appettit war zum Glueck sehr gross. Jeden Abend fielen wir hundemuede in unser Bett(=Zelt) und der Muskelkater war gewaltig, aber es hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Dass wir mit dem sonnigen Bergpanorama grosses Glueck hatten bestaetigten uns auch andere Bergsteiger und Wanderer, scheinbar sind die Gipfel oft wochenlang in Wolken und Nebel gehuellt. Alleine ist man uebrigens auch in den patagonischen Anden nicht unterwegs, halb Europa, Amis und sogar Israelis tummelten sich durch die Berge.
Perito Moreno Gletscher
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Anreise nach El Chaltén
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Trekkingtour am Fusse der Traumberge Patagoniens
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Camperalltag
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