Samstag, 19. Juli 2008

Bem Vindo - Nach Brasilien durch die Hintertuer

Puenktlich um halb Neun Uhr morgens brachte uns der Expresso Oriente an die brasilianische Grenze und nach dem Bezahlen von ominoesen 10 Bolivanos bekamen wir unsere Ausreisestempel, schnell noch das restliche Geld gewechselt und auch am brasilianischen Schalter gab´s keine Probleme und wir bekamen den erhofften 90-Tage-Stempel.
3 Monate Zeit fuer den flaechen- und bevoelkerungsmaessig fuenftgroessten Staat der Erde. 47% der Flaeche Suedamerikas gehoeren zu Brasilien und mit 186 Millionen Einwohnern hat es mehr als alle anderen Laender auf diesem Kontinent zusammen!
Bereits an der Grenze merkten wir einige grundlegende Unterschiede zu den Andenlaendern, sowohl Postives als auch Negatives.
Das positive zuerst: bis jetzt konnten wir hier keine Touristenmassen entdecken, in den Bussen und Unterkuenften sind wir bisher meist die einzigen internationalen Touristen, was aber wahrscheinlich auch an unserer doch sehr ungewoehnlichen Einreiseroute liegt. Die Busse, die Supermaerkte, die Strassen, ueberhaupt die komplette Infrastruktur ist in bestem Zustand, es herrscht fast schon deutsche Gruendlichkeit, alles ist so sauber, beinahe zu perfekt und komisch, wenn man aus Bolivien kommt. Einen Riesenunterschied bemerkten wir auch an den Menschen. Kaum ueber der Grenze wird wieder mehr gelacht, kommuniziert und alles wirkt wesentlich lebensfroher und die Leute viel zugaenglicher. Liegt das am Klima, an der Musik oder am Alkohol, der hier in Stroemen fliesst?
Wie ueberall gibt es aber auch hier Schattenseiten. Bereits in der kleinen Grenzstadt Corumba sieht man, dass die ohnehin sehr hohen sozialen Gegensaetze Suedamerikas hier in Brasilien noch hoeher sind. Luxusvillen, abgesichert mit Stachel- und Elektrozaeunen, neben Wellblechhuetten. Luxusautos neben Pferdefuhrwerken, das alles ist hier ganz "normal". Auch mit den billigen Preisen ist es fuer uns jetzt vorbei. Diese sind hier in etwa 3 bis 4 mal so hoch wie in Bolivien, das schmerzt, aber trotzdem zahlt man immer noch rund ein Drittel weniger als in Europa :-)
Was uns auch sehr schmerzt sind unsere fehlenden Sprachkenntnisse. Das geschriebene Portugiesisch ist dem spanischen zwar sehr aehnlich und so koennen wir in etwa 50% entziffern, sobald die Leute aber zu Reden beginnen (und die Brasilianer reden gern und viel!), steigen wir total aus. Die Betonung ist total unterschiedlich zum spanischen und weist auch viele fuer uns ungewohnte Nasallaute auf, die sehr an China erinnern :-). Da muessen wir halt durch und vielleicht ergibt sich in irgendeiner Stadt die Gelegenheit zu einem Crashkurs.

Zurueck zur eigentlichen Reiseroute. In Corumba verbrachten wir lediglich eine Nacht und am naechsten Tag fuhren wir per Bus ins fuenf Stunden entfernte Bonito. Dabei passierten wir auch das als Pantanal bezeichnete brasilianische Feuchtgebiet, das groesste der Erde mit einer Flaeche so gross wie Frankreich. Da wir jedoch in Bolivien schon genug Tiere gesehen hatten, entschlossen wir uns zu keiner Tour, aber sogar aus dem Busfenster beobachteten wir Alligatoren, Riesenstoerche, Reiher und vielen andere Vogelarten.
Bonito ist ein Oekotourismusziel im Bundesstaat Mato Grosso do Sul zirka 200km entfernt von der paraguayanischen Grenze, das erst vor wenigen Jahren erschlossen wurde. Rund um die kleine Stadt gibt es eine Vielzahl an glasklaren Fluessen und jede Menge Hoehlen und Grotten zu entdecken. Hauptattraktion ist das Schnorcheln in einem dieser Fluesse, wobei man sich dabei, ausgestattet mit Neoprenanzug und Schwimmweste, einfach nur den Fluss runtertreiben laesst und den vielen Fischen zusieht, mal was anderes. Den Rest der Zeit verbrachten wir mit Baden, dem Geniessen der tropischen Landschaft, faulenzen in der Haengematte und am Fruehstuesbuffet in unseren kleinen Pousada (so wird hier eine Familienunterkunft benannt). Die Pousada wurde uebrigens von einer jungen Brasilianerin mit italienischem Mann betrieben. Diesen hat sie in einem Eissalon in Deutschland kennengelernt und so konnten wir uns sogar ein wenig auf deutsch unterhalten. Er erzaehlte uns uebrigens, dass er es hier in Brasilien ganz gut erwischt haette: ganzjaehriges clima tropicale und einen Schwiegervater mit einer Rinderfarm von 4500ha! Daneben befindet sich im Familienbesitz ein Leichtflugzeug, mit dem sie zum einkaufen und fischen fliegen!

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4 Tage faulenzen war dann aber genug und weiter ging es in die "Landeshauptstadt" Campo Grande, kennt keiner hat aber schon 800.000 Einwohner, Tendenz steigend. Dort hatten wir fuenf Stunden Zeit, da wir auf den Nachtbus nach Sao Paulo warteten. Die Zeit verging wie im Flug und wir kamen in den Genuss einer privaten Stadtrundfahrt mit 2 jungen Brasilianerinnen, die wir in Bonito beim Schorcheln kennengelernt hatten und sich extra fuer uns Zeit nahmen, uns ihre Stadt zu zeigen, wirklich total nett bis jetzt die Leute hier.

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Am naechsten Morgen standen wir dann am Busbahnhof in Sao Paulo. Mit zirka 20 Mill. Einwohnern in ihrem Einzugsgebiet ist Sao Paulo der viertgroesste Ballungsraum der Welt, die groesste Stadt Suedamerikas und auf der Suedhalbkugel. Die Stadt ist auch die wichtigste Wirtschaftsmetropole Lateinamerikas.
Immer wieder in den Medien auch vor allem ihrer hohen Kriminalitaetsraten, in einem Stadtviertel im Sueden angeblich die hoechste Mordrate der Welt. Daher machen auch vielen Touristen einen grossen Bogen um die Stadt und auch wir hatten etwas Schiss, der sich im Endeffekt aber als unbegruendet erwiesen hat, da das Stadtzentrum und die Gegenden, in denen wir uns aufgehalten haben nicht unsicherer oder sicherer waren, als irgendeinen Grossstadt in Europa. Die Kriminalitaet spielt sich vorwiegend in den Armenvierteln ab.
Dank der Gastfreundschaft von Raffael, einem Hospitalityclub-Mitglied, konnten wir 3 Naechte in einer Wohnung im schicken Viertel Villa Magdalena nahe des Zentrums verbringen.
Wir waren sehr ueberrascht, dass die Stadt so kosmopolitisch ist, Menschen aller Hautschattierungen bekommt man zu Gesicht und obwohl die Stadt so riesig ist, findet man dazwischen auch immer wieder viele Gruenflaechen. Mit dem Besuch einiger Sehenswuerdigkeiten und Museen rundeten wir unser Besuchsprogramm ab. Echt interessant und nicht so schlimm, wie wir uns die Stadt vorgestellt haetten, aber auch nicht so toll, dass wir dort gerne wohnen wuerden und was natuerlich fehlt ist ein Strand, wenn man schon mal in Brasilien ist, aber davon werden wir in der naechsten Zeit hoffentlich noch genug sehen. Até logo!

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