Dienstag, 30. Dezember 2008

Heimkommen

Am 19. Dezember um Punkt 19:43 war es also soweit: Nach 572 Tagen Reise rund um die Welt landeten wir wieder am Flughafen Wien Schwechat. Dort wurden wir lautstark von einem Abholkomitee, bestehend aus Familienangehoerigen und Freunden, empfangen. Die Wiedersehensfreude war sehr gross und im Anschluss feierten wir noch mit weiteren Freunden in einem tuerkischen Restaurant.

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Schon von der ersten Minute weg war uns so mancher und manches vertraut, auf den ersten Blick hat sich nur weniges veraendert. Wien kam uns so klein und still vor und wir verstanden ploetzlich wieder jedes Wort, das um uns gesprochen wurde. Das wirkte aufs Erste sehr komisch.
Mittlerweile sind eineinhalb Wochen vergangen, in denen wir die Weihnachtsfeiertage gut ueberstanden haben, viele viele oesterreichische Koestlichkeiten verkostet haben, uns langsam wieder an die Kaelte gewoehnten und es uns in unserer Wohnung wieder wohnlich gemacht haben. Vor uns liegt noch einiges an Organisation, aber alles in allem geht das Wiedereinleben schneller als wir dachten.
Im Grossen und Ganzen gehen wir ueberaus positiv ins Neue Jahr 2009 und duerfen dankbar auf eine traumhafte Zeit zurueckblicken, die uns die Welt und ihre Bewohner ein grosses Stueck naeher brachte und uns jede Menge neue Lebenserfahrung schenkte. In unseren Koepfen gibt es aber nach wie vor Traeume und Ideen, die es eines Tages umzusetzen gillt....mal sehen was die Zukunft bringt! In diesem Sinne wuenschen wir allen unseren virtuellen Reisebleitern ein erfolgreiches und glueckliches Neues Jahr 2009!

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Finale in Bogota

Santa Fe de Bogota, wie die Hauptstadt Kolumbiens genau heisst, liegt auf einer Hochebene auf ca. 2400 Meter. Mit 8 Millionen Einwohnern in ihrem Einzugsgebiet ist sie die mit Abstand groesste Stadt Kolumbiens und eine der groessten in Suedamerika. Von ihrer Ausbreitung konnten wir uns vom Aussichtsberg Montserrate und vom Dach eines Wolkenkratzers ueberzeugen. Leider regnete es fast staendig und daher gab es etwas eingetruebte Sicht.

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Bogota hat wie soviele andere Staedte in Kolumbien eine blutige Geschichte hinter sich. Politikermorden, Drogenhandel und offene Gewalt standen an der Tagesordnung. Nach einem grundlegenden Wandel gibt sich die Stadt heute aber betont weltoffen und modern und erlebt so etwas wie einen Boom.
Bogota ist auch eine wichtige Universitaetsstadt, hat viele Kirchen und Museen zu besichtigen, wobei wir das Museo del Oro (Goldmuseum) und das Polizeimuseeum (dort bekamen wir sogar eine eigene Gratis-Privatfuehrung und ein ganzes Stockwerk ist der Dokumentation der Ergreifung des Drogenhaendlers Pablo Escobar gewidmet!) am interessantesten fanden.

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im Goldmuseum

Kolonialbauten sieht man leider nur mehr sehr wenige, die meisten im Stadtviertel Candelaria, wo wir uns auch einquartierten. Dort liess sich wunderbar durch die engen Altstadtgassen schlendern.

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auch in Suedamerika steht Weihnachten vor der Tuer

Die alten Bauten sind heute grossteils von Studenten in Beschlag genommen. An jeder Ecke gibt es kleinere Kuenstlerlaeden, Kaffeehaeuser und Bars, wo neben den ueblichen Getraenken auch Viño Caliente (Gluehwein) oder Canelazo (heisses Schnapsgetraenk mit Zimt) angeboten wurde. Fuer Nachtleben waere hier in unserer Umgebung also schon genug gesorgt, aber es gibt noch ein ganz anderes Zentrum fuer Nachtschwaermer: Das Ausgeh- und Vergnuegungsviertel "Zona Rosa". Dem mussten auch wir natuerlich den ein oder anderen Besuch abstatten und wir waren echt ueberwaeltigt von dem, was uns dort erwartete: hunderte Restaurants, Bars, Diskotheken und Salsatempel saeumen ganze Strassenzuege. Abertausende Junge und Junggebliebene stehen Schlange, um die vielen Livekonzerte und Star-DJ's zu hoeren. Ausser Buenos Aires, Sao Paulo und Rio sicher das interessanteste an Nachtleben, was wir in den eineinhalb Jahren erleben durften :-) und gerade richtig, um es am Schuss noch einmal so richtig krachen zu lassen!

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Strassenmusiker in Bogota

Nach ausreichendem Alkoholgenuss und Nachtleben verliessen wir nocheinmal die Stadt fuer zwei Tage und machten uns auf den Weg ins drei Stunden entfernte Villa de Leyva, eine Kolonialstadt wie aus dem Bilderbuch. Dort wollten wir uns in den letzten Reisetagen einem geruhsameren Rhythmus hingeben.
Die Stadt wurde am 12. Juni 1572 gegruendet und abgesehen von den Souvenierstaenden und Autos sieht es auch heute noch nicht viel anders aus. Jahrhundertealtes Steinpflaster und wunderschoene, gut renovierte, weissgestrichene Haeuser mit roten Ziegeldaechern machten das Bummeln durch den Ort zu einem Augenschmauss. Da Villa de Leyva auch ein paar hundert Meter tiefer als Bogota liegt, war es dort auch waermer und das Wetter besser und wir genossen die letzten Sonnenstrahlen, bevor uns bald der oft sehr truebe oesterreichische Winter einholt.

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Die letzte Nacht in der Fremde verbrachten wir wieder in Bogota und nun sitzen wir hier und warten auf unser Taxi, das uns zum Flughafen bringen wird. Nach genau 570 Reisetagen endet unsere Reise und wir treten sowohl mit einem lachenden als auch weinenden Auge die Heimkehr nach Oesterreich an.....

Montag, 8. Dezember 2008

Ecuadorrr und Galapagos Inseln

Plan B war also der urspruenglich nicht eingeplante Besuch von Ecuador, dem Land am Aequator. Nach den Tiefs der letzten Wochen und dem Einsetzen der Regenzeit in Kolumbien war das auch sicher die beste Entscheidung, auch wenn die Fahrt dorthin wieder sehr, sehr lange war. Insgesamt 25 Stunden verbrachten wir im Bus vom kleinen Bergdorf Salento bis nach Quito. Einziger Mitreisender Tourist, der uns an diesem Tag begleitete, war ein sehr unterhaltsamer Suedkoreaner.
Quito ist mit einer Seehoehe von 2.850 Metern die zweithoechst gelegene Hauptstadt der Welt und liegt direkt am Fuss des Vulkans Pichincha (4.690m!). Die ungewohnt duenne Luft brachte unseren Kreislauf gleich ordentlich in Schwung. Erinnerungen an Bolivien wurden wach und jeden ueberfluessigen Fussmarsch ueberlegten wir uns in den ersten Tagen zweimal. Gleich nach den ersten beiden Tagen merkten wir, dass Quito sicher zu den interessanteren und schoeneren Hauptstaedten in Suedamerika zaehlt. Beachtenswerte, gut erhaltene historische Altstadt, halbwegs funktionierender oeffentlicher Verkehr, angenehmes Klima und nicht zuletzt kulinarisch einer der besten Plaetze dieser Reise. Wie ja schon hinlaenglich bekannt ist, ist Essen fuer uns ein wichtiges Thema und da wurden wir in den letzten Monaten nicht gerade verwoehnt. Umso begeisterter stuerzten wir uns in die "Restaurantszene" von Quito, um so interessante Kreationen wie Yaguarlocro (Kartoffelsuppe mit Huehnerinnereien und Blutwurst-Avocado-Beilage), Caldo de Pata (Suppe mit einem Kuhhuf drinnen!), Encebollado (Fischsuppe mit Yuca und Zwiebeln), Seco de Chivo (gebratenes Ziegenfleisch) zu verkosten. Hoert sich teilweise schlimm an, war aber alles sehr, sehr koestlich. Abgerundet wird das ganze mit den dutzenden Fisch- und Meeresfruechtelokalen, in denen alles angeboten wird, was der Pazifik so hergibt inklusive den uns schon von Chile und Peru bekannten Ceviche (kleingeschnittener roher Fisch/Garnelen/Muscheln mariniert in Limettensaft und Chilli, Zwiebeln und Koriander) - mmmh.

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koestliches Octopus-Ceviche

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Parkidylle in Quitos Altstadt

Natuerlich nahmen wir den weiten Weg aber nicht nur zum Essen auf uns. Das Hauptziel unseres Ecuador-Ausfluges war ein Last-Minute Angebot auf die Galapagos Inseln zu finden, was uns auch nach kurzer Suche gelang und wir buchten eine 8-Tage-Bootstour auf der Motoryacht Angelito. Der Spass war auch trotz 400 Dollar Ermaessigung/Person nicht gerade billig, aber sicher ein wuerdiger Abschluss dieser langen Reise. Unsere Ueberlegung war: Wenn man schon einmal so knapp vor diesem Tierparadies steht, wer weiss wann man wieder soweit kommt und sich eine Gelegenheit bietet...
Das einzige Problem, dass wir noch zu bewerkstelligen hatten war das Organisieren von einem Haufen Bargeld, da die Agentur keine Kreditkartenzahlung akzeptierte. Nach einigem Versuchen liess sich aber auch das loesen.
Da unsere Tour erst sechs Tage nach erfolgter Buchung starten sollte, blieb uns also noch etwas Zeit und wir verbrachten zwei weitere Tage mit Ausfluegen rund um Quito und flogen bereits drei Tage vor Tourstart auf die Inseln, um auch das "normale" Inselleben ein bischen kennenzulernen.
Der erste Ausflug ausserhalb Quitos brachte uns zu der Touristenattraktion "Midad del Mundo" (Mitte der Welt). Dabei handelt es sich um ein Aequatormonument 23km noerdlich der Stadt. Hier hat ein franzoesischer Wissenschaftler als erster Europaer die genaue Position des Aequators bestimmt. Im Zentrum des Monuments befindet sich eine Erdkugel mit 4,5m Durchmesser und durch die gesamte Anlage zieht sich eine rote Linie, die sich genau auf dem Aequator befinden soll. Wann hat man schon die Gelegenheit schnell ein paarmal zwischen Sued- und Nordhalbkugel hin und herzuhuepfen? :-)

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Am naechsten Tag standen zum Ausspannen die Thermen von Papallacta am Programm. Die Thermalbaeder befinden sich auf einer Hoehe von 3.300m, mitten in einer wunderschoenen Andenlandschaft, und es war echt toll vom 40 Grad warmen Wasser aus den Blick ueber die umliegenden Berge schweifen zu lassen.

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Bei herrlichem Wetter und super Sicht auf die prachtvollen Vulkane Cotopaxi (5.897m) und Chimborazo (6.310m) flogen wir also von Quito ueber Guayaquil (Kuestenstadt) auf die Galapagos Inseln. Das Galapagos Archipel besteht aus 14 groesseren Inseln und ueber 100 kleineren bis winzigen Inseln. Insgesamt leben nur 20.000 Einwohner auf Galapagos, auf 3% der Gesamtflaeche, 97% sind Nationalpark und somit den Tieren vorbehalten. Die Inseln waren nie mit dem Festland verbunden, sind vulkanischen Ursprungs und weisen viele endemische Tierarten auf bzw. leben dort noch Tiere, die am Festland laengst vertrieben wurden. Ein Tierparadies, wie man es sonst auf der Welt kaum mehr vorfindet, da die Tiere die menschliche Anwesenheit nicht scheuen. Ideale Bedingungen also um die Fauna von naechster Naehe bewundern zu koennen und ein Magnet fuer die immer zahlreicher werdenden Touristen. Wurden im Jahr 1979 noch 5.000 Touristen gezaehlt, waren es 2007 schon 140.000!
Es ist wahrhaftig unglaublich wie nahe man den Tieren kommen konnte, ohne dass sich diese gestoert fuehlten oder aggressiv wurden!
Wir sahen eine grosse Anzahl an verschiedensten Voegeln, allen voran sei gennannt die drei Toelpelarten Blaufuss-, Rotfuss- und Maskentoelpel. Verschiedenste Moevenarten, die Fregattvoegel, deren Maennchen bei der Balz den roten Kropf aufblasen wie einen Luftballon, der Albatross, der so schwer ist, dass er sich von den Klippen stuerzen muss, um fliegen zu koennne. Kein Vogel zeigte Scheu und flog weg, Sexualleben, Brutpflege, war alles aus naechster Naehe zu beobachten.
Die Hoehepunkte der Tierwelt waren sicher die Galapagos-Riesenschildkroeten, die wie Ueberlebende einer anderen Zeit anmuteten, und die geselligen Seeloewen, mit denen man sogar schnorcheln konnte! Von den Riesenschildkroeten gibt´s noch 11 Arten von urspruenglich 14, und eine Art wird genau noch von einem Exemplar representiert: Das Schildkroetenmaennchen bekam den Namen "Lonesome George", er ist der letzte seiner Art, man kann ihn im Charles Darwin Center auf der Hauptinsel bewundern. Natuerlich laufen die Versuche auf Hochtouren, seine Art nicht aussterben zu lassen. Angeblich konnte er sich schon fortpflanzen, ob die Nachkommen allerdings durchkommen ist eine andere Sache. Man stelle sich vor: Die Schildkroetenmaennchen koennen zwischen 200 und 300 kg wiegen und generell werden diese Tiere bis zu 200 Jahre alt!!!
Die Seeloewen begeisterten auch alle, sie waren auch auf den Kuesten fast jeder Insel anzutreffen. Auf ca. 15 Weibchen kam ein Seeloewenbulle, der ueber seinen Harem wachte und oft patroullierend im nahen Kuestengewaesser beobachtet werden konnte. Man musste schon aufpassen, denen nicht in die Quere zu kommen! Einmal ist einer beim Schnorcheln direkt auf mich (Ursi) zugeschwommen - huch, da wurde ich gleich starr vor Schreck! Aber das Riesentier nahm gluecklicherweise keine Notiz von mir!
Die Seeloewenbabies waren ja auch so suess,so drollig und verspielt, man war echt verleitet eines anzufassen. Aber das war ja strengstens verboten!
Dann gab´s da noch die Meeres- und Landleguane, auch ganz seltsame Wesen. Erstere fressen unter Wasser die Algen von den Felsen, auch das konnten wir waehrend des Schnorchelns super sehen. Die feuerroten Klippenkrabben waren ebenso schoen anzusehen wie die Meeresschildkroeten, deren vierstuendige (!) Paarungszeremonie unter Wasser wir beobachten konnten.
Es gab kaum eine Tierart, die wir nicht zu Gesicht bekamen, nur der Hammerhai und der Mantarochen, die versteckten sich vor uns. Aber da haetten wir´s wohl eh ein wenig mit der Angst zu tun bekommen, waeren die ploetzlich vor uns aufgetaucht!
Auch an unserem Schiff, unserer Crew, den Mitreisenden und dem Essen gab es nichts auszusetzen und die Woche auf hoher See war rundum perfekt und verging wie im Flug. Das Programm war dicht, und jeden Abend vielen wir todmuede in unsere Kojen.
Da das Abentuer Galapagos mit Worten aber schwer zu beschreiben ist, stellen wir im Anschluss einfach eine Anzahl von Bildern rein, da kann sich jeder selbst einen Eindruck machen. Ich hoffe, dass wir damit eure Computer nicht ueberfordern :-)

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unser Schiff, die "Angelito"
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unglaubliche Landschaften
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Seeloewenauswahl
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Meeresschildkroeten
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Rote Klippenkrabbe
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Blaufusstoelpel
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Rotfusstoelpel
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Galapagos Riesenschildkroeten
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Landiguana
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Meeriguanas
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seltener Kampf zwischen Land- und Meeriguana

Sonntag, 23. November 2008

Drogen, Kunst und Krankheit: Medellín

Wieder einmal eine Nachtbusfahrt bei Kuehlschranktemperaturen, diesmal von Cartagena nach Medellín, in die Stadt des ewigen Fruehlings wie sie auch genannt wird, bereits auf 1500 m gelegen. Eine Fahrt mit schwerwiegenden Folgen, denn bei der Ankunft in den fruehen Morgenstunden fuehlte sich Roland bereits krank und fiebrig. Von der urspruenglich geplanten Weiterfahrt in die laendliche Region um Medellín sahen wir daher ab und versuchten, so schnell wie moeglich, ein Bett in einem Hostel aufzutreiben.
Wir landeten in der "Casa Kiwi", einem Hostel in der Nobelgegend "El Poblado" der 2,2 Millionen Metropole. Und dort blieben wir geschlagene acht Tage! So lange hatten wir nie vor, in der zweitgroessten Stadt Kolumbiens zu verweilen!

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Kaum fiel Roland ins Bett stieg das Fieber ins unermessliche: 39,6 Grad Celsius wurden erreicht. Und das Fieber wollte und wollte nicht sinken. Wir bekamen es mit der Angst zu tun. Konnte das wirklich "nur" eine starke Verkuehlung, ausgeloest durch die Klimaanlage im Bus, sein? Aufgrund unserer Voraufenthalte (und zahlreichen Moskitostiche) draengten sich die Gedanken an Malaria und (noch schlimmer, weil nicht behandelbar) Denguefieber auf!

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Am naechsten Tag fuehrte uns der Weg sofort in ein Labor. Dieses war topmodern ausgestattet, die Damen am Empfang ausgesprochen freundlich und zuvorkommend und binnen drei Stunden waren sechs verschiedene Laborparameter bestimmt. Und zum Glueck: Malaria war negativ, auch zeigte Rolands Fieberkurve spaeter nicht den typischen Malariaverlauf.
Blieb weiterhin der Dengueverdacht, den wir erst zuhause mittels aufwendiger Testung hoffentlich ausschliesen koennen - und werden!
In den ersten Tagen war ich also vollauf damit beschaeftigt mich um Roland, der zu seinem Unglueck noch mit ausgedehnten Fieberblasen zu kaempfen hatte, zu kuemmern und ihn zu pflegen. Ich bin also wieder in meine alte Rolle geschluepft, die ich noch ganz gut parat gehabt habe... nach Stadtbesichtigung oder Fortgehen in die nahegelegene Barmeile war mir nicht gerade zumute.
In dieser Zeit stellte die einzige Abwechslung ein netter Besuch aus Oesterreich dar: Christian Handl, ein guter gemeinsamer Freund, hatte gerade zur selben Zeit in Medellín beruflich zu tun und residierte nicht unweit von uns in einem Luxushotel. Er stattete uns zweimal einen Besuch ab. Obwohl wir uns eineinhalb Jahre nicht gesehen haben, plauderten wir, als ob bloss drei Wochen seit dem letzten Wiedersehen vergangen waeren. Und selber genoss es der nun Geschaeftsreisende auch, wieder "Hostelluft" zu schnuppern, war er doch vor unserem Weltreisestart selber acht Monate in der selben Angelegenheit unterwegs.
Doch konnte es anders kommen? Das Virus machte natuerlich auch vor mir nicht halt und streckte mich nieder. (Eine Tatsache, die uebrigens gegen Dengue spricht.) Also waren wir schon zwei, die im Bett lagen, in der einst gefaehrlichsten Stadt der Welt, der Heimat des gefuerchtetsten Drogenbosses Pablo Escobar, der 1993 im Kugelhagel starb.
Oh Mann, diese Zeit war echt muehsam und verlangte uns alles ab, vor allem Geduld, die wir nicht mehr hatten, der Lagerkoller war vorprogrammiert! Wir waren am Tiefpunkt unserer Reise angelangt. So ein Ende haben wir nie und nimmer fuer moeglich gehalten!
Am achten Tag unseres "Siechtums" rafften wir uns auf, um unser "Medelliner Doebling" zu verlassen und uns wenigstens kurz in der Innenstadt umzusehen. Wir bestaunten die unzaehligen, im wahrsten Sinne des Wortes wohlproportionierten Skulpturen des Medellíner Kuenstlers Fernado Botero und im Anschluss noch einige seiner farbenfohen und ausdrucksstarken Gemaelde im Museum Antioquia. Dieser Ausflug war fuer´s erste genug fuer unsere geschwaechten Koerper.
Obwohl uns irgendwie noch nach Liegen war, beschlossen wir, fieberfrei wie wir nun waren, am neunten Tag unsere Lagerstatt fuer immer zu verlassen. Tapetenwechsel konnte uns nur guttun, also brachen wir weiter auf in den Sueden in die sogennannte "Zona cafetera", die Kaffeeanbauzone. Immerhin ist doch Kolumbien weltweit viertgrosserter Kaffeeproduzent und Kaffee hat hier einen sehr grossen Stellenwert.

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Wir waehlten als unsere zukuenftige Bleibe das "Plantation House", ein als Gaestehaus umfunktionierter Bauernhof in der kleinen Ortschaft Salento gelegen. Dieses Salento hat ca. 7000 Einwohner und liegt in Kolumbiens kleinstem Departamento Quindio. Die naechstgroessere Stadt ist Armenia (eine Stunde entfernt) mit gut 200 000 Einwohnern. Generell ist die Gegend sehr laendlich gepraegt, Kaffee-, Yucca- und Bananenanbau, sowie Rinder und Schweinezucht stellen die Haupteinnahmequellen dar.
Salento ist wirklich verschlafen, obwohl es schon mit einigem Tourismus rechnet, denn es gibt immerhin schon ein paar Souvenirlaeden, die allerlei Andenken rund um den Kaffee verkaufen. Aber als wir dort waren, war nicht viel los, man konnte so richtig das typische kolumbianische Landleben beobachten. Der Maenner liebste "Tracht" war der Strohhut, ein kariertes Hemd, darueber ein duenner Poncho und die Hosen hatten sie in Gummistiefel gesteckt. Oft hatten sie einen Strick und einen Stock dabei. Und wenn sie gerade nichts zu tun hatten, dann sassen sie in einen der zahlreichen Billardsalons, die ein Flair aus laengst vergangenen Zeiten ausstrahlten, und spielten, redeten und tranken.
Eigentlich lief fast jeder und jede in Gummistiefel herum. Die Einheimischen wussten auch warum sie sie trugen: taeglich begann es regelmaessig spaetestens zu Mittag zu regnen und zwar heftig.
Mist, eines hatten wir nicht bedacht: Die Regenzeit hatte uns voll eingeholt. Wandern, reiten, radfahren war natuerlich nur halb so interessant bei diesem Wetter. Daher blieben wir nicht lange in Salento und entschieden uns, Plan B zu folgen!

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Kaffeernte
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Kaffeekirschen

Montag, 10. November 2008

Kolumbien - Faulenzen an der Karibikkueste

Geschlaucht von einer sehr langen Busfahrt von insgesamt zirka 20 Stunden und noch etwas frustriert von den letzten Erlebnissen kamen wir am 25. Oktober in Kolumbien an. Wir quartierten uns im kleinen Fischerdorf Taganga in der Naehe von Santa Marta in einem netten Hostel (La Casa del Felipe) ein. Weil es dort so gemuetlich war (viele Haengematten, geraeumige und gut ausgestattete Gemeinschaftskueche, Kabelfernsehen, 3 Computer mit Internet,...) blieben wir gleich eine ganze Woche und verbrachten die Zeit einfach nur mit Nichtstun, Lesen, Selberkochen (FISCH!) und Rumcocktailmixen :-) Zur einzigen koerperlichen Taetigkeit, zu der ich mich aufraffen konnte, waren 2 Tauchgaenge in die karibische Unterwasserwelt. Die Straende koennen leider nicht mehr mit den venezuelanischen mithalten, dafuer sind die Preise wieder guenstiger und die Kolumbianer echt superfreundlich.

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Das Fischerdorf Taganga
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leckerer Zuckerrohrsaft

Unmittelbar im Anschluss an Taganga erstreckt sich der Kuestenationalpark Tayrona. Dieser erstreckt sich ueber 35km und reicht von Karibikstraenden bis zur Siera Nevada de Santa Marta in 5000m Hoehe. 4 Tage uebernachteten wir wieder einmal in Haengematten in einem Nationalpark Camp und genossen die fast unberuehrten, wilden Sandstraende und die tropische Dschungellandschaft. Benannt ist der Nationalpark uebrigens nach den Tairona-Indios, die noch vereinzelt in dieser Gegend leben.

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Wandmalerei von den ansaessigen Indios

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Nationalpark Tayrona

Von Santa Marta fuhren wir 5 Stunden weiter Richtung Osten in die altehrwuerdige Kuestenstadt Cartagena (de Indios). Die Stadt wurde bereits 1533 von den Spaniern gegruendet und war der wichtigste spanische Ueberseehafen in der Neuen Welt. Fast alle Schiffsladungen mit europaeischen Produkten gingen ueber Cartagena und im Gegenzug wurden von hier aus Gold, Silber und Edelsteine ausser Landes gebracht. Nach vielen Piratenueberfaellen (u.a. durch Sir Francis Drake) wurde die Stadt mit einer noch heute gut erhaltenen 11km langen Stadtmauer gesichert. Mit den vielen Prachtbauten und Kirchen galt Cartagena als die Perle Lateinamerikas und ist sicher heute noch eine der schoensten Kolonialstaedte Suedamerikas. Aufgrund dieser Tatsache wird die Stadt auch von in- und auslaendischen Touristen gestuermt und zaehlt zu den teuersten in Kolumbien.
Drei Tage bestaunten wir die engen Altstadtgassen, die vielen historischen Gebaeude mit wunderschoenen Holzbalkonen und fluechteten vor einer Unmenge an Souvenierkaeufern!
An einem Abend nahmen wir bei den hier bekannten "Rumba en la Chiva" (= Fest im Lastwagen) teil. Dabei wird man in einer sogenannten Chiva, einem ueberdachten aber seitlich offenen Lastwagen, der bunt bemalt ist und mit Sitzbaenken ausgestattet ist, herumkutschiert. Frueher stellten diese Chivas die herkoemmlichen Transportmittel dar. Musikanten sind auch mit dabei und spielen die fuer hier typische Musik "Vallenato", Rum und Cola ist im Preis inbegriffen.
Irgendwie haben wir uns das ganze etwas anders vorgestellt, sagen wir so, es wahr ein Erlebnis, dass unter "Erfahrung" eingereiht wurde. Wir hatten das "Glueck" unter fast lauter kolumbianischen Mitfuenfzigerinnen zu sitzen, die den Anschein machten, als ob sie das erste Mal in ihrem Leben die Sau rauslassen durften. Aber es gab imerhin was zum Schauen und zum Schmunzeln...
Da uns die drueckende Schwuele schon ziemlich zusetzt und die Straende nicht mehr unseren Vorstellungen entsprechen verlassen wir heute Nacht endgueltig die Karibikkueste und machen uns per Bus auf in das kolumbianische Hinterland.

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eine kolumbianische "Chiva"

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Skulptur des beruehmten kolumbianischen Kuenstlers Botero

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