Mittwoch, 30. Juli 2008

Costa Verde - Der Duft des Meeres

Nach 2 1/2 Tagen verliessen wir also São Paulo um endlich, endlich wieder an unser geliebtes Meer zu gelangen.
Der Bus, der uns nach Paraty, einen Ferienort mit langer Geschichte, bringen sollte, rollte unaufhoerlich der Kueste zu, rund um uns wurde es immer gruener, dichte Regenwaelder, die sanfte Bergruecken ueberzogen, gaben ploetzlich den Blick auf den tiefblauen atlantischen Ozean frei.
Nie haetten wir uns den Kuestenstreifen zwischen den beiden Grossstaedten São Paulo und Rio de Janeiro so gruen, urspruenglich und wenig besiedelt vorgestellt!
In Paraty angelangt suchten wir die von Roland ausgesuchte Pousada auf, in welcher wir ein Zimmer reserviert hatten. Hier wartete die naechste Ueberraschung auf uns: Wir wurden in einer Oase der Behaglichkeit in Empfang genommen. Zimmer, Aufenthaltsraeume, Fruehstuecksbuffet - all das war mit so viel Liebe zum Detail und mit viel Geschmack ein-bzw. hergerichtet, dass wir uns am naechsten Tag fast ein wenig gewaltsam von den Haengematten und dem Pool losreissen mussten um endlich in den Ort selbst zu gelangen.
Doch die "Muehe" wurde belohnt: Paraty wurde schon Mitte des 16. Jahrhunderts gegruendet und hatte Bedeutung als Hafenstadt erlangt. Gold, Zucker, Schnaps, Kaffee...und Sklaven wurden in diesem kleinen Staedtchen verladen, portugiesische Einwanderer gingen dort von Bord. Aus dem 17. Jahrhundert stammt auch die wunderschoen erhaltene historische Altstadt.
Weisse Haeuser mit bunt gestrichenen Tueren und Fensterrahmen beherrschen das Bild. Die Gassen sind mit unregelmaessigen Steinen gepflastert (von Sklaven verlegt), Autos sind im Zentrum verboten, hie und da sieht man ein Pferdefuhrwerk, es riecht ein bissl nach Meer und Fisch, wuchernde Bougenvilleen und Hibiskusstauden ragen ueber die Gartenmauern, schummrige Beleuchtung am Abend...
Natuerlich waren wir nicht die einzigen, die dieses historische Juwel bewunderten. Restaurants, Souvenirlaeden, Boutiquen warben um uns und um eine Vielzahl anderer, meist einheimischer, Touristen.
Wir nahmen an einer Bootsrundfahrt teil, die uns zu den umliegenden Straenden, einige von ihnen auch an kleinen vorgelagerten Inseln gelegen, brachte. Allesamt waren sie sehr einladend, das Wasser sauber und klar. Einige von ihnen waren einsamer, einige waren gut bestueckt mit Strandbuden, wo man sich eisgekuehltes Bier, Cocktails, kleine Snacks oder Trinkkokosnuesse kaufen konnte. Die Musik durfte nirgendwo fehlen, ueberall schallt Samba, Bossa Nova oder MBP (brasilianische Popmusik) aus den Boxen.
In einem kleinen Restaurant in Paraty kosteten wir ein landestypisches Gericht, die sogenannte "Feijoada"(sprich: Feischoada): Getrocknetes Schweinefleisch wird als Eintopf zubereitet und mit schwarzen Bohnen, Reis und Maniokmehl serviert.
Und weil das doch ein sehr schweres Essen war, nutzten wir gleich die Gelegenheit um den hiesigen Zuckerrohrschnaps, genannt Cachaça (sprich: Kaschassa), zu verkosten. Dieser Brand wird uebrigens auch zum Mixen von Caipirinha verwendet. Tags darauf spuerten wir, dass es wohl ein paar Schnaepse zu viel waren...
Das war Paraty, in dem wir laenger als geplant blieben.

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Pousada Guaraná
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Altstadt von Paraty
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Bootstour
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brasilianischer Zuckerrohrschnaps Cachaça!

Danach folgte die Ilha Grande (=grosse Insel), ca. 100 km westlich von Rio de Janeiro gelegen und mit 193 km2 tatsechlich gross.
Sie verfuegt ueber 86(!) Straende, aber nur einem Ort mit ca. 3000 Einwohner. Die Insel ist mit atlantischem Regenwald bedeckt und ein Teil ist Naturschutzgebiet. Es verkehren keine Autos auf Ihla Grande und die Straende sind nur zu Fuss oder per Boot erreichbar!
Tourismus gibt es erst seit ca. 15 Jahren, zuvor hatte das Eiland ein anderes, traurigeres Schicksal: Erst Mitte der Neunzigerjahre wurde das Gefaengnis geschlossen, das sich auf der Insel befand. Im 18. Jhdt. stellte sie einen Hauptumschlagplatz des Sklavenhandels dar. An den herrlichen Straenden fiel es uns schwer vorzustellen, dass vor dreihundert Jahren an derselben Stelle Maenner, Frauen und Kinder aus Afrika gewaltsam von Bord getrieben wurden um in dem fuer sie unbekannten Land Zwangsarbeit zu verrichten!
Noch ein-zwei Jahrhunderte vorher suchten Piraten Zuflucht auf der Insel. Angeblich liegen an die 50 Wracks zwichen Insel und Festland und legen Zeugnis ab ueber blutige Seeschlachten!

Wir schafften es nicht in den fuenf Tagen alle 86 Straende auszukundschaften, aber natuerlich besuchten wir den Strand "Lopez Mendez", einen unter den Top-10-Straenden Brasiliens und wurden nicht enttaeuscht.

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Praia Lopez Mendes

Die Rueckfahrt mit der Faehre brachte uns nach Mangaratiba, 2 Busstunden suedlich von Rio und dort verbrachten wir zwei ganz untouristische Tag bei einem einheimischen "Couchsurfer". Alexandre stellte uns sogar sein eigenes Schlafzimmer in seinem wunderschoen gelegenen Haus mit Meerblick zu Verfuegung. Taeglich wurden wir von seiner Mutter bekocht und zu unserer Verblueffung hat er sich auch um Uebernachtungsmoeglichkeiten via Couchsurfing in Rio gekuemmert!

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bei Alexandre in Mangaratiba

Ausgeruht und gutgebraeunt sind wir fuer Rio de Janeiro ideal vorbereitet und freuen uns schon darauf.

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