Montag, 28. April 2008

Bolivien - Altiplano und Salar de Uyuni

Seit 19.4. befinden wir uns in Bolivien. Unsere erste Destination war ein kleines Staedtchen namens Tupiza, im Suedwesten des Landes gelegen. Von dort planten wir eine mehrtaegige Tour ins andine Hochland (= Altiplano, durchschnittlich 3000 - 4000m ue.M.) und zur weltweit groessten Salzebene, dem Salar de Uyuni.
Doch bevor wir unsere Erlebnisse schildern vorab ein paar interessante Fakten zu Bolivien:
Einst (15. Jhdt.) war es Teil des stolzen Inkareiches, bis die Spanier kamen und es aufgrund der starken Silbervorkommen eroberten und unterjochten!
Erst 1825 gelang es Símon Bolívar (dem Namensgeber der Republik) das Land in seine Unabhaengigkeit zu fuehren. Damals war es noch ungleich groesser als heute und verfuegte ueber einen Zugang zum Pazifik. In mehreren Kriegen mit den Nachbarlaendern verlor es staendig an Land, bis es zu seiner heutigen Groesse schrumpfte (ca. 1 Mio.km2).
Die Bevoelkerungszahl betraegt ca. 9 Mio., von denen 80% im erwaehnten Altipano leben, der einst an Erzen (Silber, Zinn) reichen Region.
Regierungssitz ist Sucre, Hauptstadt La Paz. Amtssprache ist nicht nur Spanisch sondern auch Quechua und Aymara.
Das bedeutet, dass Bolivien einen sehr grossen Anteil an indigener Bevoelkerung hat, diese macht ca. 67% aus, knappe 30% sind Mestizen, der Rest Weisse, die haupsaechlich in den im Westen des Landes tiefer gelegeneren und industrialisierteren Regionen wohnen.
Erstmals in der Geschichte des Landes stellt ein Mann aus den Reihen der Indígenas seit Jaenner 2006 das Staatsoberhaupt und den Regierungschef: der ehemalige Cocabauer und Sozialist Evo Morales. Als einer seiner ersten Amtshandlungen nationalisierte er die Erdgasvorkommen, sehr zum Leidwesen der im Tiefland herrschenden Oligarchie.
Bolivien ist ein armes Land. Ungefaehr zwei drittel der Bevoelkerung lebt von weniger als einem US Dollar pro Tag und das, obwohl es Amerikas grosste freie Erdgasreserven besitzt!
Die Kindersterblichkeit betraegt ca. 50 Todesfaelle/1000 Lebendgeburten, die durchschnittliche Lebenserwartung betraegt 66 Jahre!
Detail am Rande: nur 5% aller Landstrassen sind asphaltiert oder betoniert!
Aber nun zu unseren ersten Erlabnissen in Bolivien:
In Tupiza goennten wir uns gleich mal ein fuer bolivianische Verhaeltnisse sehr luxurioeses Zimmer in einem Hotel(!) mit Pool und Fruehstuecksbuffet(!) um umgerechnete 10 EUR!
Da die Sehnsucht nach dem Glueck der Erde, das ja bekanntlich am Ruecken der Pferde liegt, schon sehr gross war, absolvierten wir noch einen fast 7-stuendigen Ausritt in die sehr bizarre Umgebung der Stadt. Dreitaegiges "danach-nicht-ruehren-koennen" inkludiert :-)
Die Tour ins Altiplano und zum Salar erwies sich als sehr anstrengend, aber wunderschoen:
Zu sechst (ein Fahrer, eine Koechin, 2 Briten, 2 Oesis) fuhren wir in einem sehr klapprigen 20-Jahre alten Toyota Landcruiser in schwindeleregende Hoehen. Den hoechste Punkt, den wir passierten war auf 5030 m gelegen, einmal schliefen wir auf 4600m! Da bleibt einem bei der kleinsten Bewegung die Luft weg!
Tagsueber war's aufgrund der Sonneneinstrahlung angenehm warm, nachts war's saukalt, die einfachen Unterkuenfte natuerlich OHNE Heizung. Schlafsaecke und dicke Decken erdrueckten einen fast, das Umdrehen im Bett glich einer riesigen Anstrengung, dass das Herz zu rasen begann! Klogehen - nur wenn´s unbedingt notwendig war!
Die Landschaft war atemberaubend: Am ersten Blick karg ausgedoerrt und abstossend, am zweiten Blick entdeckte man eine unglaubliche Farben- und Formenvielfalt. Durchzogen wurde die (Halb)wueste von Lagunen, die verschiedenste Salze enthielten, die auch abgebaut wurden. Am Horizont schneebedeckte Vulkane, die sich, wie zum Beispiel der Vulkan Licancabur (5916m), in der "Laguna Verde" (= gruene Lagune) spiegelten!
Wir fuhren vorbei an aufgelassenen Siedlungen, in der zur Zeit der spanischen Kolonialherrschaft, Minenarbeiter wohnten, welche unter unmenschlichsten Bedingungen Erze abbauten.
Wir fuhren aber auch vorbei an Siedlungen, in denen noch Menschen lebten! Fuer uns unvorstellbar! Die Armut und Einfachheit ist schier unbeschreiblich, und doch schaffen es die Leute ein fast autarkes Leben zu fuehren! Grundlage des Ueberlebens stellen die Lamaherden dar. Diese wuscheligen Tiere, deren Wolle verarbeitet wird und deren Fleisch verzehrt wird, (sehr lecker uebrigens) trifft man fast ueberall an. Sie teilen sich die duerren Grasbueschel mit ihren wilden Verwandten, den Vicuñas, und den Eseln, den hier unetbehrlichen Lasttieren.
Noch eine Tierart durften wir bestaunen: die Flamingos.
Drei verschiedene Arten leben in den Lagunen des Altiplano. Sie ernaehren sich vorwiegend von Plankton und Larven. An der Laguna Colorado, einer Oase des Fiedens und der Stille, durften wir bei einem koestlichen Mittagspicknick andaechtig dem zufriedenen Schnattern der grazilen Voegel lauschen und ihre eleganten Flugkuenste bestaunen.
Letzte Sation der Tour stellte der sagenumwobene gut 10 000 km2 grosse Salar de Uyuni dar! Wir brachen schon um 5 Uhr frueh auf, um den Sonnenaufgang ueber der riesig weissen Flaeche, einem zugefrorenen See gleich, beiwohnen zu koennen.
Im Salar gibt's verschieden grosse Inseln, die aus dem ewigen Weiss aufragen. Eine davon, Incahuasi, besuchten wir. Auf dem vulkanischen, teils korallenartigem Gestein wuchsen riesige Kakteen, es ergab ein Bild wie ein kuenstlich angelegter Alpengarten, war aber alles von der Natur geschaffen!
Todmuede von dem vielen Autofahren auf unwegsamen Geleande und verstaubt kamen wir am vierten Tag in der Stadt Uyuni an. Sie stellte frueher einmal einen wichtigen Bahnverkehrsknotenpunkt dar, hier fuhr Boliviens erste Dampflok. Doch die glanzvollen Zeiten sind vorbei. Stattdessen lockt die Stadt mit einer sehr zweifelhaften Sehenswuerdigkeit: dem Eisenbahnfriedhof. Unzaehlige Loks und Waggone rosten auf diesem unseligen Flecken Erde vor sich hin, Zeugen einer besseren Zeit und Anklaeger der jetzigen Armut und Unterentwicklung, denn das wertvolle Eisen kann in Bolivien niemand wegschaffen und wiederverarbeiten - es fehlt Geld und Know-How!
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Ursi + Black Beauty
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Lamas
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Eseltransport/Donkeytransport
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Blick aus dem Auto/View from the car
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ganz schoen hoch/quite high
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Laguna Verde
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Flamingos in der Laguna Colorada/Flamingos in the Red Lagoon
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Arbol de Piedra
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Salar de Uyuni!!!
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Eisenbahnfriedhof Uyuni/Train Cemetary Uyuni

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